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Der Misburger Hafen –
leistungsfähiger Binnenhafen im Osten Hannovers
1912 wurde die Misburger Hafengesellschaft gegründet
Bildbericht: Gisbert Selke
Als sich der Bau des Mittellandkanals der Gemarkung Misburg näherte, wurde im Jahre 1912 die
Misburger Hafengesellschaft mbH. gegründet. Geschäftsführer wurde Kommerzienrat Max-Kuhlemann.
Besonders die Zementindustrie erhoffte sich vom neuen Wasserweg große Vorteile, zumal die
Transportkosten pro Tonne auf dem Wasserweg weit niedriger waren als mit der Eisenbahn.
1916 war der Ausbau des Mittellandkanals von Buchholz bis Misburg fertiggestellt, so dass der
Misburger Hafen am 22.12.1916 eröffnet werden konnte. Wegen des strengen Winters konnte der
Betrieb jedoch erst 1917 aufgenommen werden.
Der Hafen hatte eine Länge von 700 Metern, eine Breite in der Umschlagszone von 58 Metern und eine
Tiefe von 3,2 Metern. Er bot Platz für bis zu 60 der damals gebräuchlichen 500-Tonnen-Schiffe.
Mit dreijähriger Unterbrechung wurden die Arbeiten am Mittellandkanal in Richtung Osten 1919 wieder
aufgenommen. Der ursprüngliche Plan, den Kanal in Verlängerung des Misburger Hafens
weiterzubauen, wurde verworfen, um Hildesheim über einen Stichkanal an den Mittellandkanal anbinden
zu können.
Bis zur Einweihung der Hindenburgschleuse im Jahre 1928 bildete der Misburger Hafen den östlichen
Endpunkt der von Bergeshövede bei Ibbenbühren bis an die Elbe geplanten West-Ost-
Binnenwasserstraße. In Misburg wurden nicht nur Güter für die heimische Wirtschaft, sondern
insbesondere auch Güter für den Wirtschaftsraum Hildesheim - Peine – Braunschweig umgeschlagen.
Mit den drei Halbportalkränen aus den Jahren 1916 – 1918 konnten täglich im Drei-Schichten-Betrieb
bis zu 4000 Tonnen umgeschlagen werden. Die Güter wurden im Nahbereich mit der Güterstraßenbahn
der Üstra bzw. über den Hafenbahnhof der Eisenbahn, der an die Bahnstrecke Hannover-Lehrte
angebunden war, weiterbefördert. Bis zur Einweihung der Hindenburgschleuse in Anderten 1928 lag die
jährliche Umschlagsmenge, die in manchen Jahren über 1.000.000 Tonnen betrug, deutlich über der
aller hannoverschen Häfen zusammen. Danach ging sie auf jährlich ungefähr 300.000 Tonnen zurück.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs - 1945 wurden lediglich 251 Tonnen umgeschlagen – stiegen die
Umschlagsmengen ab 1950 auf bis zu 700.000 Tonnen an. In den Jahren nach 1960 wurden jährlich bis
zu 1.000.000 Tonnen umgeschlagen
1956 wurde der große Halbportalkran in Betrieb genommen. Mit seinem gewaltigen Ausleger, an dessen
Ende die Tragseile über eine „Wippe“ geführt werden, können auch Schiffe, die in der zweiten Reihe
angelegt haben, problemlos be- und entladen werden.
Nachdem die Kohle durch andere Energieträger abgelöst wurde, sank der Umschlag nach 1970 auf rund
200.000 Tonnen.
Die Misburger Hafengesellschaft mbH wird nach wie vor als privatrechtliches Wirtschaftsunternehmen
geführt, ist aber Teil der Unternehmensgruppe Hannoversche Häfen, die aus dem Eigenbetrieb
Städtische Häfen (Lindener Hafen und Nordhafen) und den Beteiligungsgesellschaften des
Unternehmens, der Hafen Hannover GmbH und der Misburger Hafen GmbH besteht.
Neben Zement und Zuschlagprodukten werden in Misburg hauptsächlich Schüttgüter für die Region
Hannover-Ost umgeschlagen. Insgesamt sind rund 10 Betriebe im Einzugsbereich des Misburger
Hafens angesiedelt.
Quellen: Anton Scholand, Misburgs Boden und Bevölkerung im Wandel der Zeiten, überarbeitet und
ergänzt von Valentin Bialecki, Hannover 1992 und Hannoversche Häfen
Misburger Hafen in Zahlen
Schwerpunkte:
Zementindustrie, Mineralölwirtschaft, Recycling, Waggoninstandhaltung
Technische Daten:
Hafenareal: 20 h
Uferlänge: 420 m
Kailänge: 280 m
Umschlagkran: 1
Gleislänge: 6.840 m
Lokomotiven: 2
Umschlagsmenge:
Hafenumschlag
2009: 318.258 t, 465 Schiffe
2010: 328.506 t, 492 Schiffe
2011: 351.867 t, 501 Schiffe
2012: 326.506 t, 483 Schiffe
Eisenbahnumschlag
2009: 249.319 t, 1.752 Waggons
2010: 206.619 t, 1.459 Waggons
2011: 258.410 t, 2.454 Waggons
2012: 185.228 t, 1.351 Waggons
Historische Bilder: Archiv NANAnet Misburg-Anderten
Aktuelle Luftbilder: Michael Traue © (www.traue.de) - NANAnet Misburg-Anderten dankt herzlich für
die Überlassung der Aufnahmen!
Blick nach Süden - Abzweig des Stichkanals zum Misburger Hafen
Ursprünglich war geplant, den Mittellandkanal dort in östlicher Richtung weiterzuführen.
Um Hildesheim besser anbinden zu können, kam es zur Planänderung.
Der Kanal wurde 1919 in südlicher Richtung weitergebaut.
Zum Ausgleich des Niveauunterschiedes von ungefähr 15 Metern entstand die Hindenburgschleuse, die 1928 eingeweiht wurde.
Der Wirtschaftsraum Hildesheim
wurde von der Schleuse in Sehnde-Bolzum aus über einen Stichkanal an den Mittellandkanal angegeschlossen.
Luftbild von 1913
Blick von Nord-Westen auf die Zementindustrie
unten im Bild das im Bau befindliche Bett des Misburger Hafens
Der Mergelaushub wurde gröstenteils als Rohstein für die Zementherstellung
verwendet.
links unten die 1920 errichtete Hafenbrücke im Zuge der Anderter Straße,
früher Bahnhofstraße
rechts vorn die Norddeutsche Portlandzementfabrik,
darüber die Portland-Cementfabrik Kronsberg,
in der Mitte die Hannoversche Portland-Cementfabrik,
links dahinter die Portland-Cementfabrik Teutonia
und rechts im Hintergrund die Portland-Cementfabrik Germania
Blick auf den Misburger Hafen von Westen vor 1916
Der erste Halbportalkran wurde erst 1916 errichtet, er fehlt auf diesem Bild.
Bereits vor 1916, also vor der offiziellen Eröffnung, soll Rohzucker verladen
worden sein.
Transportmittel von den Zuckerfabriken zum Hafen war insbesondere
die Güterstraßenbahn der Üstra, die im Misburger Raume bereits seit 1902 in
Betrieb war.
Blick nach Osten um 1916
An der Kaimauer ist der erste Halbportalkran in Betrieb.
Rechts im Hintergrund ist über den Gleisen die Oberleitung der Straßenbahn
zu erkennen. Die Üstra unterhielt in der Nähe des Hafens an der Kreisstraße
einen eigenen Straßenbahnbahnhof.
Hinter dem Damm vor der Hafenbrücke war bereits mit dem Aushub des Bettes für
den Stichkanal zum Werkshafen der Hannoverschen Portland-Cementfabrik
begonnen worden.
Ausfahrt eines Güterzuges der Straßenbahn an der Kreisstraße, gezogen
von einer leistungsfähigen Bockmaschine.
Mit solchen Zügen wurde die Portland-Cementfabrik Alemania in Höver
(heute Holcim) mit Kohle versorgt.
Die Straßenbahn Hannover
war einst die größte Güterstraßenbahn Deutschlands
Aushub unter der Hafenbrücke im Zuge der Anderter Straße um 1920
Im Vordergrund ein Dampfbagger.
Der Mergel wurde als Rohstein für die Zementherstellung verwendet.
Hafenbrücke um 1920
Blick nach Norden auf den neuen Freihof
Reger Umschlag im Misburger Hafen um 1925
Blick von den Kaianlagen des Misburger Hafens auf die St. Johanniskirche
und die Häuser an der Anderter Straße nach 1920
Misburger Hafen nach 1920 - Blick nach Süd-Westen
Luftbild von 1925 - Blick nach Norden
Im Vordergrund Teile von Misburg-Süd (Jerusalem)
von links nach rechts die Bahnstrecke Hannover - Lehrte
Im Hintergrund ist das Bett des Stichkanals zur HPC zu sehen
Luftbild um 1925 - Blick nach Westen
Die Trasse für den Stichkanal ist weitgehend ausgebaggert aber noch nicht geflutet.
Im Hintergrund das Wendebecken
Am oberen Bildrand ist das im Bau befindliche Bett des Mittellandkanals
in Richtung Anderten zu erkennen. Auf der Landzunge links der Hafeneinfahrt
befinden sich die Werkstätten und Mannschaftsunterkünfte für die Kanalbauer
links im Hintergrund das Tropholithwerk (heute Qick-Mix)
rechts die neuen Wiesen auf denen nach 1930 die Erdölraffinerie Deurag errichtet wurde
Blick auf die Hannoversche Portland-Cementfabrik (HPC) von Nord-Osten
Im Vordergrund das noch im Bau befindliche Becken des Werkshafens
Im Hintergrund Schornsteine der "Germania"
Inbetriebnahme des Stichkanals zur HPC 1927
Einfahrt des ersten Schiffes - Blick vom Standort unterhalb der Hafenbrücke
Stichkanal zur HPC nach Inbetriebnahme 1927
Blick von Nordwesten auf das Hafenbecken und die HPC
Luftbild um 1930
Blick nach Süden auf das Hafenbecken der HPC - rechts die HPC,
darüber südlich der Bahnstrecke die Germania, links hinten die Teutonia,
hinter dem Hafenbecken die Spritfabrik Kraul & Wilkening u. Stelling,
am linken Bildrand die Hannoversche Eisengießerei AG
Luftbild nach 1932
Blick nach Westen auf die Erdölraffinerie Deurag, nördlich des Misburger Hafens
Dampfschlepper um 1935
Schleppzug im Wendebecken um 1935
Misburger Hafen und Deurag um 1935