© NANAnet Misburg-Anderten
Friedhöfe sind immer auch Spiegelbilder menschlicher Lebensgemeinschaften. Die Form des
Totengedenkens lässt bei sensibler Betrachtung durchaus Rückschlüsse auf die Art des Umgangs mit
den Lebenden, den Mitmenschen zu. Vollzieht sich das Gedenken an die Toten in Liebe oder Hass, in
Gleichgültigkeit oder gar Verachtung? Das Erscheinungsbild eines Friedhofs spiegelt letztlich
wesentliche Merkmale des persönlichen oder kommunalen Beziehungsgeflechts wider. - Auswärtige
Besucher loben oftmals den gepflegten Zustand der Gräber und Anlagen auf den Friedhöfen unseres
Stadtbezirks.
Nach christlicher Auffassung bildet der Tod eines Menschen nur den Übergang in das ewige Leben.
Tote gehen voraus, sie verschwinden nicht einfach, sie bleiben den Lebenden nahe und gehören zum
irdischen Leben dazu. Friedhöfe wurden deshalb früher um die Kirchen herum angelegt, weil diese
die religiösen und sozialen Mittelpunkte der Kirchspiele oder Ortschaften waren.
Auch in Anderten und Misburg war dies
jahrhundertelang so. Beide Dörfer gehörten
zum Kirchspiel Kirchrode. Deshalb wurden
auch die Toten beider Orte neben der St.
Jakobikirche in Kirchrode - der religiösen
Mitte des Kirchspiels - bestattet. Als die
Begräbnisstätte neben dem Gotteshaus
bald nach 1800 zu klein wurde, legte man
am Kleinen Hillen einen neuen Friedhof an,
der bis heute der St. Jakobigemeinde
gehört.
Im 19. Jahrhundert bekamen die zum
Kirchspiel Kirchrode gehörenden Dörfer
eigene Friedhöfe: Misburg 1827, Bemerode 1864, Wülferode 1877 und Anderten 1878/79.
Friedhöfe in unserem Stadtbezirk
Bilder: NANAnet-Archiv, Kuno, Gisbert Selke
Texte und Gestaltung: Gisbert Selke
St. Jabobi am Kleinen Hillen
Stadtfriedhof Anderten - Friedhof an der Ostfeldstraße
Da der aus Kalkmergel bestehende Untergrund in der Gemarkung Anderten für den Aushub von
Gräbern ungeeignet war, erwarben die Mitglieder der Anderter Kapellengemeinde – eine eigene
Kirchengemeinde existierte noch nicht – im Jahre 1876 von Consul Schwemann aus Kirchrode ein
geeignetes Stück Land an der Ostfeldstraße in Kirchrode zur Anlage eines eigenen Friedhofs. Für
jeweils 71 Mark wurden Familien- bzw. Erbbegräbnisplätze verlost. Noch heute vermitteln diese
Grabstätten einen nachhaltigen Eindruck bäuerlichen und bürgerlichen Selbstbewusstseins und
dörflicher Tradtion einer Gemeinde im „Großen Freien“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhöhte sich die Einwohnerzahl Andertens auf nahezu 8000, so dass
der Friedhof an der Ostfeldstraße ab 1979 nach Süden erweitert werden musste. Die
Friedhofskapelle wurde bereits 1968 renoviert und durch einen modernen Anbau erweitert. Seitdem
trägt sie den Namen Salvatorkapelle.
Bis 1954 wurde der Friedhof durch den Kirchenvorstand der Anderter Kirchengemeinde verwaltet.
Danach ging die Verwaltung aufgrund mündlicher Vereinbarung auf die Gemeinde Anderten über.
Nach der Eingemeindung Andertens im Jahre 1974 nutzte die Stadt Hannover den Friedhof
unverändert weiter. Erst 1981 wurde die Verwaltung und Nutzung des älteren - der Kirche
gehörenden - Bereichs des Friedhofs an der Ostfeldstraße zwischen der ev.-luth. Kirchengemeinde
St. Martin, Anderten und der Landeshauptstadt Hannover vertraglich vereinbart.
Westlich des Hauptweges befindet sich ein schlichtes Gräberfeld für Bombenopfer des Zweiten
Weltkrieges.
Die 1.400 Grabstätten auf einer Fläche von 1,7 Hektar werden vom Stadtfriedhof Seelhorst aus
verwaltet.
Salvatorkapelle - und Eingang
Salvatorkapelle mit Anbau
Anderter Friedhof - älterer Teil
Anderter Friedhof - mittlerer Teil
Friedhof am Seelberg
Noch bevor 1827 auf dem Seelberg, der 1876 noch bewaldet war, ein Friedhof angelegt wurde, gab es
schon diese Flurbezeichnung. Sie hat also mit der Seele, wie oft angenommen wird, nichts zu tun,
sondern ist vielmehr von „Sool" abgeleitet, was soviel wie Teich bedeutet; solche Teiche hat es nach
alten Aufzeichnungen früher dort gegeben. In der Tat war hier auch ein Berg, der sich halbinselartig
zwischen den im Laufe der Zeit verlandeten Seen „Breite Wiese" und „Seckbruch" erhob. Schon in der
Bronzezeit (1800-150 vor Christus) sollen sich hier Hügelgräber befunden haben.
Auf dem Friedhof „am Seelberg" wurden nach
dem Ersten Weltkrieg nur noch die
vorhandenen Erbbegräbnisse belegt, denn
1921 erhielt Misburg auf Betreiben des
damaligen Gemeindevorstehers Gustav
Bratke den schön gelegenen Waldfriedhof.
Der Friedhof am Seelberg ging damals in den
Besitz der evangelischen St.
Johanniskirchengemeinde über. Im Zweiten
Weltkriege wurde er so sehr von Bomben
umgepflügt, dass manche Gebeine verstreut
umherlagen. Erst 1959 hatte man das Geld,
diesem Gottesacker wieder ein einigermaßen
würdiges Aussehen zu geben.
Das Interesse an Neubelegung ging jedoch
immer mehr zurück. Das Geld für eine
notwendige Friedhofskapelle war nicht vorhanden und die Kosten für die notwendigsten gärtnerischen
Arbeiten ließen das Friedhofskonto hoffnungslos in die roten Zahlen geraten, so dass eine Lösung
gefunden werden musste. 1972 übernahm die Stadt Misburg das Friedhofsgelände, führte eine
großartig gehandhabte Umbettung der Toten auf den Waldfriedhof durch und hat es übernommen,
dieses Gelände in würdiger Form als Grünanlage zu betreuen.
Quelle: Wolfgang Jakob, Misburg und Anderten damals von A bis Z, Hannover 1981
Waldfriedhof Misburg
Der Waldfriedhof Misburg, heute einer von
20 Stadtfriedhöfen der Landeshauptstadt
Hannover, wurde 1921 auf Initiative von Gustav
Bratke, dem damaligen Misburger
Gemeindevorsteher angelegt. In der Achse des
Hauptweges stand eine sechseckige Kapelle,
die zugleich auch als Denkmal für die im Ersten
Weltkrieg Gefallenen diente.
Bis zur Eröffnung des Waldfriedhofes wurden
die Toten auf dem Friedhof am Seelberg, der
1827 auf einem zuvor noch bewaldeten
Gelände angelegt worden war, beerdigt.
Als Misburg nach dem Zweiten Weltkriege auf
über 20.000 Einwohner anwuchs, erweiterte
man den Friedhof bis an das ehemalige Wasserwerk. Die im Zuge des Kanalbaues entstandene
Mergelkippe musste an zwei Stellen durchstochen werden und bildet heute die Grenze zwischen den
alten und den neuen Gräberfeldern.
1963 wurde die alte Kapelle abgerissen und durch einen geräumigeren, in Sichtbeton gehaltenen
Neubau ersetzt.
An die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnert nun ein neben der Kapelle in Form einer schlichten
Betonwand gestaltetes Denkmal. Die ursprünglich an der alten Kapelle angebrachten Steintafeln mit
den Namen der Gefallenen befinden sich heute im Eingangsbereich der neuen Kapelle. Zum Gedenken
an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde dort ebenfalls eine Bronzetafel
angebracht.
An die Kriegsopfer des Zweiten Weltkrieges erinnert ein Denkmal nördlich des Kapellenausgangs.
Östlich davon befindet sich ein Gräberfeld für Opfer des Bombenkrieges.
Der Waldfriedhof wird vom Stadtfriedhof Lahe aus verwaltet. Auf 7,9 Hektar befinden sich ca. 4.500
Grabstätten.
Waldfriedhof mit alter Kapelle um 1925
Neue Kapelle von 1963
Eingang zur Kapelle mit Gedenkstätte für die Gefallenen
Eingangsbereich - Blick auf die Waldstraße
Eingangsbereich in der Nähe der Kapelle
Mahnmal - ehemaliger Standort der alten Kapelle
Gräberfeld im älteren Bereich
Grabstätte der Familie Scholand
Anton Scholand war Lehrer an der
katholischen Schule in Misburg und später
Schulleiter der Kardinal-Galen-Schule.
Lange Zeit war er Vorsitzender des
Heimatbundes Misburg. Sein Einsatz für die
Erhaltung des Alten Forsthauses blieb leider
erfolglos.
Mit seinen Misburger Chroniken von 1927,
1937 und 1960 hat sich der passionierte
Heimatforscher große Verdienste erworben.
Seine Chronik über Anderten erschien 1970.
Gräberfeld im neuen Bereich
Gräberfeld nahe der Kapelle