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Friedrich-Wilhelm Fitzner 1912 - 2006 Schulleiter – Pädagoge - Mensch
Seit Beginn des Jahres 2010 trägt der Verbindungsweg zwischen Eisteichweg und Wasserweg im Stadtteil Anderten den Namen des in Anderten unvergessenen Leiters der Kurt-Schumacher-Schule, Rektor Friedrich Wilhelm Fitzner. Wer war dieser Pädagoge, der die Schullandschaft in Anderten so maßgeblich mitgeprägt hat? Eine Würdigung von Gisbert Selke
Anlässlich des Jubiläumsklassentreffens der 1955 entlassenen Abgängerinnen und Abgänger am 10. Oktober 2005 verriet der sich im Kreise seiner Ehemaligen sichtlich wohl fühlende ehemalige Schulleiter der Volksschule Anderten, Friedrich-Wilhelm Fitzner, das Erfolgsrezept für seine erfolgreiche Tätigkeit. „Große Ziele erreicht man leichter mit vielen kleinen Schritten.“ Begeistert erzählte er von seinen unermüdlichen Bemühungen, das Anderter Schulwesen aus der verschlafenen Dorfschulatmosphäre in eine zukunftsweisende Bildungseinrichtung weiterzuentwickeln und fügte bescheiden hinzu: „Ich habe versucht, die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Lernen zu schaffen. Auch ohne „Pisa-Studie“ habt ihr was daraus gemacht. Denn aus allen ist etwas Ordentliches geworden! Das ist meine größte Genugtuung.“ Friedrich-Wilhelm Fitzner leitete die Volksschule Anderten, die nach Fertigstellung des neuen Schulgebäudes am Eisteichweg den Namen „Kurt-Schumacher-Schule“ erhielt, von 1952 bis 1976. Er wurde am 4. Mai 1912 geboren und starb am 18. Januar 2006. Nicht nur die Schulgemeinschaften der Kurt-Schumacher-Schule und der Pestalozzischule blicken mit Dankbarkeit und Hochachtung auf das Lebenswerk des unvergessenen Schulleiters zurück. Rektor Fitzner war ein Glücksfall für das Anderter Schulwesen und die sozio-kulturelle Entwicklung des Ortes und seiner Zeit weit voraus. Nach seiner Ernennung zum Schulleiter kam umgehend Bewegung in die örtliche Schullandschaft. Konsequent entwickelte er die behäbige Dorfschule zu einer modernen Lehranstalt weiter. Kraft seiner Autorität und seines offenen, freundlichen Wesens erwarb er sich schnell hohes Ansehen. Er wurde zur Anderter Institution. Mit der Planung und Durchsetzung des Schulneubaus der Kurt-Schumacher-Schule hat sich Friedrich-Wilhelm Fitzner ein dauerhaftes Denkmal gesetzt. Ohne sein Engagement und seine Impulse wäre der damals unbedingt erforderliche Neubau sicherlich nicht so schnell verwirklicht worden. Geboren 1912, gestorben 2006. Die Lebensdaten Friedrich-Wilhelm Fitzners beinhalten die gesamte Zwiespältigkeit und das Dunkel einer Epoche, die geprägt war und noch geprägt ist von Ungerechtigkeit, sozialer Kälte, Nationalismus, Rassismus, Kriegen und Völkermord, eine Zeit, die gern als bahnbrechende Epoche menschlichen Fortschritts gesehen werden will, und letztendlich doch nur offenbart, wie unfähig die Menschheit bis heute geblieben ist, solidarisch zu denken und friedlich zu handeln. Friedrich-Wilhelm Fitzner hat diese Zwiespältigkeit während seines langen Lebens in ihrer ganzen Tragweite direkt und hautnah erfahren: Erster Weltkrieg, Hunger, eine unter den politischen Lasten zerborstene Weimarer Republik, Naziherrschaft, Zweiter Weltkrieg, abermals Hunger und mühsamer Aufstieg aus der Asche des Tausendjährigen Reiches - seine Generation wurde früh und nachhaltig betrogen und missbraucht; Kindheit, Jugend und Ausbildung verliefen außerplanmäßig und unter äußerst erschwerten Bedingungen. Der Alltag wurde vom Mangel überschattet und nicht vom Überfluss erhellt. Er erforderte vom Einzelnen eine enorme Anstrengungsbereitschaft. Vielleicht ist aber gerade hier der Schlüssel für die Sehnsucht dieser gebeutelten Generation zu finden, an der Entstehung einer besseren Lebenswelt aktiv mitzubauen und das Soziale in unserer Gesellschaft nachhaltig zu stärken. Vielleicht entwickelte sich bei ihm gerade deshalb der Wunsch, Lehrer zu werden um Kinder für eine gerechtere, sozialere und friedlichere Welt zu bilden und zu erziehen. Auch Friedrich-Wilhelm Fitzner erlebte die ganze Wucht der Schulreformen der siebziger Jahre und die damit verbundenen psychischen Belastungen und pädagogischen Grabenkämpfe. In dieser Zeit des sozialen Umbruchs blieb er dennoch der beharrliche Fürsprecher bewährter pädagogischer Prinzipien, die zu allererst dem Wohle der Kinder zu dienen hatten. Er redete nicht nur über die Dinge, die Schule bewegen sollten, sondern er tat sie und machte dadurch all denen Mut, die in der Institution Schule mehr sahen als nur eine Anstalt für Wissensvermittlung. Die Idee Pestalozzis, dass Lernen eine Angelegenheit von Kopf, Herz und Hand sei, hatte für ihn absolute Priorität. Wir würden dem beruflichen Lebenswerk Friedrich-Wilhelm Fitzners nicht gerecht werden, wenn wir beginnen wollten, seine uns bekannten Verdienste für das Anderter Schul- und Gemeinwesen aufzuzählen. Worte bleiben hier Stückwerk. Doch soviel sei zusammenfassend gesagt: Lehrer und Schulleiter zu sein, bedeutete für ihn, Gesamtverantwortung für die Bildung und Erziehung der ihm anvertrauten Schülerinnen und Schüler zu übernehmen. Er fühlte sich seiner Aufgabe nicht nur verpflichtet, sondern er entwickelte Visionen, engagierte sich vorbildlich und gestaltete Schule dadurch prägend mit. Er lehrte nicht aus zweiter Hand. Schule war für ihn nicht Buchschule, sondern er ging mit seinen Kindern vor Ort. Er zeigte ihnen die Wirklichkeit. Er sensibilisierte sie für die Umwelt und deren Schutzwürdigkeit. Er führte sie anschaulich in die Vergangenheit und half Ihnen dadurch, die Gegenwart besser zu verstehen. Er praktizierte damit Unterricht im besten Sinne. Der Einsatz für eine Aufgabe war ihm wichtiger als das blinde Durchsetzen einer zweifelhaften Idee oder Ideologie. Er war kein Schulleiter „von der Stange“, sondern unverwechselbar, eben Friedrich-Wilhelm Fitzner: Pädagoge, Kollege, Mentor, Mensch. Allen, die ihn kannten, wird er unvergessen bleiben.
Von 1963 - 1968 entstand am Eisteichweg die Kurt-Schumacher-Schule mit 24 Klassenräumen, der eine Sporthalle und ein Hallenbad angegliedert wurde. Dieser weitsichtig geplante Schul- und Sportkomplex war das größte je in der Gemeinde Anderten errichtete Bauwerk
Friedrich-Wilhelm-Fitzner-Weg - Blick nach Osten
Friedrich-Wilhelm-Fitzner-Weg - Blick auf den Wasserweg
Blick vom Friedrich-Wilhelm-Fitzner-Weg auf das Schulgelände
An der Einmündung zum Wasserweg