Der Weg ist das Ziel
- Volkmar Stiboy auf dem Pilgerweg
von Misburg bis Santiago de Compostela -- Teil 7: 43. - 49. Tag
von Ambonville bis ChablisInhaltsverzeichnis
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Ebenso sind unterstrichene und blaue Texte mit der entsprechenden Information verknüpft.Der Morgen begann etwas chaotisch, da sowohl ich als auch Jessica zu spät aufgestanden sind. Also schnelle Morgentoilette, packen, Kaffee zwischendurch und Abmarsch nach Clairvaux. 08:00 Uhr ging es von der tollen Herberge „L`Ermitage Accueil du Pelerin“ in Richtung Clairvaux. Wir entschieden uns für Clairvaux, da die heutige Tagesstrecke bis nach Colombey-les-Deux-Eglises, den Lebens-und Sterbeort von Charles de Gaulle, dem ersten französischen Präsidenten nach dem II. Weltkrieg, gehen und 21,6 km hatte, aber die morgige Tagesetappe 41,8km haben sollte. Somit verkürzten wir die Tagesstrecke um gut 12 km. Jessica und ich trennten uns, da ich den originalen Jakobsweg gehen wollte und sie eine verkürzte Version. Unsere Absprache war, uns beim Aufeinandertreffen der beiden Wege in Buchey wieder zu treffen.
Leider gab es ein Verständisproblem und als ich in Buchey wartete, rief mich Jessica an, wann ich denn in „Colombey-les-Deux-Eglises“, dem Ort an dem Charles de Gaulle lebte und bestattet wurde, eintreffen würde. Von Buchey bis dort waren es ca. 5 km. Wir vereinbarten, dass Jessica weitergeht und ich ihr folgte.
Mittlerweile befand ich mich schon am Randgebiet der Champagne und nun begannen die unüberschaubaren Weinberge. Den Winzer freute der Regen, der uns wiederum mehr und mehr zur Belastung wurde. Es gab immer wieder heftige, teils auch lang anhaltende Schauer und mein Weg führte aus dem Wald mitten über ein bestelltes Haferfeld. Ich versuchte es zu umlaufen, aber das hätte Stunden gedauert und so beschloss ich der Beschilderung mitten durch das, mehr als kniehohe, Haferfeld zu folgen. Mir war bewußt, dass so meine Wanderstiefel und meine Socken vollends durchnässt wurden und ich mit nassen Füßen weiterlaufen musste. So lief ich den ganzen Tag mit Regenponcho und nassen Füßen. Ich hoffte, das die Folgen an meinen Füßen nicht so stark werden würden. Nichts ist schlimmer als in nassen Schuhen kilometerweit zu laufen.
In Colombey-les-deux-Eglises hatte ich kurz aufgrund der fehlenden Beschilderung die Orientierung verloren, da sich auch der Jeanne-d´-Arc-Weg vom Jakobsweg trennte. Kurzes Gespräch mit Jessica und alles lief wieder.
Meine Schuhe waren fast wieder an meinen Füßen getrocknet, als ich die grau-schwarzen Wolken auf mich zu kommen sah. Ein kräftiger Schauer mit anschließendem Dauerregen durchweichten meine Schuhe erneut, so dass ich mich in meinen Schuhen wie in einem Wasserbecken fühlte.
Gegen 17:30 Uhr kam ich in Clairvaux an und musste feststellen, dass die Rezeption des einzigen Hotels erst um 18:15 Uhr öffnete. Der Himmel riss zwischenzeitlich auf. Auf einem privatem Parkplatz gegenüber dem Hotel, packte ich meinen Stuhl aus und aß das erste Essen heute überhaupt.
Jessica kam und wir unterhielten uns und nach dem Check-in machte ich mich frisch und stellte meine fast trockenen Schuhe auf die Fensterbank. Jessica und ich hatten uns zum Abendessen im Restaurant verabredet und nach dem Essen ging jeder auf sein Zimmer und ich ließ den Tag mit Schreiben von meinem Tagebuch und Blog ausklingen.
In der Hoffnung, dass bald besseres Wetter eintritt und meine Wanderstiefel morgen trocken sind, ging ich schlafen.
Die Wolken hingen so tief, dass ich das ca. 150 m entfernte Windrad kaum sehen konnte Die nächste Regenfront nähert sich
<-- Das Lothringische Kreuz zu Ehren des Widerstandes der Résistance und der Exilarmee unter Charles de Gaulle im II. Weltkrieg
Der historische Jeanne-d´-Arc-Weg geht direkt durch den Wohnort von Charles de Gaulle Colombey-les-Deux-Eglises -->
Auch diesen Regen werde ich abbekommen
Ankunft in Clairvaux 17:30 Uhr
Zurück zum Anfang ... Der Morgen begann mit der üblichen Routine, nur dass ich heute in einem Bett erwachte und kein Zelt zusammenpacken musste. Es war sehr nebelig und man konnte kaum glauben, dass es noch ein sehr schöner Tag werden sollte. Der Großteil meiner Sachen waren trocken, jedoch meine Wanderstiefel immer noch feucht im Sohlenbereich.
Auf 07:00 Uhr war Frühstück bestellt und es war mit Zimmernummern an den Tischen schon eingedeckt. Auch dieses Frühstück war sehr überschaubar, aber wahrscheinlich ist es das normale Hotelfrühstück in Frankreich.
Um 08:00 Uhr brachen Jessica und ich nach Essoyes auf. Zum ersten Mal solange ich hier in Frankreich unterwegs war, musste ich zum Abmarsch meine Fleecejacke anziehen. Da wir dort sowieso vorbei kamen, besuchte ich den St. Bernhardt von Clairvaux, Gründer des gleichnamigen Klosters und somit der Namensgeber des Ortes. Danach gingen wir zum Kloster und wollten unseren Pilgerstempel abholen. Auch heute gingen Jessica und ich zusammen. Der Weg ging im ersten Abschnitt ausschließlich über die Strasse. Es dauerte nicht lange und der Nebel verzog sich, so plötzlich und die Morgensonne kam mit voller Kraft durch. Keine 800 m weiter zog ich mein Fleece schon wieder aus. Durch das Ausziehen des Fleeces verlor ich etwas den Anschluss an Jessica, aber ich konnte und wollte dieses „Eiltempo“ von Jessica auch nicht mithalten. Ich ging mein eigenes Tempo und so trennten wir uns mehr oder weniger unbewusst.
Nun stellte sich heraus, dass Jessica mit Ihrer App einen anderen Weg ging als in meinem Buch beschrieben. Somit orientierte ich mich an den Orten in meinem Pilgerführer und lief so meinen eigenen Weg. In St. Ursage las ich den Ortsnamen „Fontanette“, der auch in meinem Pilgerführer erwähnt wurde und durch den auch der Jakobsweg führte. In den Weinbergen verlor ich die Markierung, irrte eine Weile durch die Weinberge und beschloss zur D70 zurückzukehren. Der Regen hatte an meinen Füßen Spuren hinterlassen. Einige Stellen waren etwas wund gescheuert, aber hatten noch keine Blasenbildung, dennoch fiel mir das Gehen auf dem Asphalt sehr schwer. Auch die Wärme machte sich heute besonders bemerkbar. Wir hatten große Temperatursprünge. Vor 3 Tagen noch 38° C und die letzten beiden Tage zwischen 17 und 18° C und heute schon wieder 28, 29° C.
Aber ich kam, doch etwas desolat, in Essoyes an. Ich kam an dem Haus und Atelier, in dem Pierre August Renoir gelebt und gearbeitet hatte, vorbei. Leider war das Museum schon geschlossen. Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich kannte einige seiner Werke aus dem Kunstunterricht und den Museen und heute passierte ich seinen Ort.
Meine Unterkunft befand sich nur knapp 400 m von Renoirs Wirkungsstätte entfernt und ich hoffte inständig, dass ich noch ein Bett in der privaten Herberge bei den Chevalliers bekomme. Es klappte und Jessica war auch schon da. Wir hatten die ganze schöne Unterkunft für uns und nach dem Duschen gingen wir in den Supermarkt. Ich kaufte mir, zum ersten Mal seitdem ich unterwegs war, Fleisch. Das briet ich mir, legte gebratenes Brot drunter und obenauf zwei Spiegeleier und es war so lecker. Ich genoss dieses Essen als wenn es ein Festmahl wäre. So ließen wir einen erlebnisreichen Tag ausklingen.
Auch hier direkt am Kloster führte der Weg von der Streitmacht der Jeanne d´ Arc entlang
Als wir uns in dem vor uns liegenden Wald befanden, kam sehr schnell die Sonne raus.
Hier bricht die Sonne schon durch den Nebel.
Innerhalb kürzester Zeit war von dem Nebel nichts mehr zu sehen.
Je weiter wir nach Süden gehen, desto mehr befinden wir uns in der Champagne mit ausschließlich Weinbergen
Die letzte Ruhestätte von Pierre Auguste Renoir, das Grab habe ich leider nicht gefunden.
Jessica hatte ihren Wecker auf 06:00 Uhr gestellt und wir standen auf. Heute brauchte ich etwas länger, da ich am Abend vorher nicht vorgepackt hatte. Jessica wollte dann auch gleich los, um bei Zeiten ans Ziel zu kommen. Ich hatte mir noch einen Kaffee gemacht und genoss diesen auch und somit gingen wir heute getrennt.
Als ich starten wollte traf ich Herr Chevalier und brachte ihm unsere „Spenden“ für die Übernachtung. Er schimpfte, dass es zu viel wäre, was wir gäben, aber es erschien uns für diese schöne Unterkunft als angemessen und Jessica war auch schon fort. Dafür bekam ich dann auch noch einen Stempel in meinem Pilgerausweis. Danach holte ich meinen Rucksack und wollte mich auf den Weg machen, als Herr Chevalier kam und mich durch den rückwärtigen Hofausgang raus ließ. Somit brauchte ich nicht den großen Bogen laufen und war gleich auf den markierten Pilgerweg. Alles lief sehr gut, ich war gut gelaunt, das Wetter war schön und versprach auch wieder heiß zu werden und ich kam gut voran.
Bis zu einem Abzweig lief alles gut, aber dort trafen dann einige Wanderwege aufeinander, da in meinem Wanderführer Meterangaben standen und ich keinen Meterzähler hatte, entschied ich mich falsch und bog eine Wegkreuzung zu früh ab, was ich erst später merkte, da die Beschilderung des Jakobsweges fehlte. Instinktiv folgte ich dem Rot-Weiß markierten Jeanne-d´-Arc-Weg und stieß dann auch später wieder auf den ausgeschilderten Pilgerweg. So pilgerte ich durch Wälder und Weinberge und kam dann in Les Rice an.
Um meine, vom Regen der Vortage, leicht lädierten Füße zu schonen, entschied ich mich in die Gemeindeherberge einzuchecken und 2 Tage bzw. Nächte dort zu bleiben. Ich suchte die Mairie und buchte für 12,00 € pro Nacht zuzüglich 12 Cent Kurtaxe pro Tag. Also kostete mich der Aufenthalt 24,24 € für 2 Übernachtungen. Jetzt bezog ich mein Zimmer und richtete mich ein. Es war eine tolle Unterkunft auf einem Landgut mit Park und Gewächshäuser und mein Zimmer hatte den Blick auf dem Park. Es war ein 3-Bettzimmer unterm Dach, Sanitäreinrichtung wie in Spanien auf dem Flur und voll ausgestatteter Gemeinschaftsküche. Nach dem Duschen stellte ich fest, dass ich die gesamte Herberge für mich allein hatte. Da es Freitag war, war ich für ein Wochenende pilgernder Gutsbesitzer.
Dann ging ich in den 800 m entfernten Supermarkt und versorgte mich mit Lebensmitteln, vor allem Obst, was ich in den letzten Tagen zu wenig gegessen hatte. Hier ist anzumerken, dass Obst in Frankreich nicht günstig ist, dennoch achtete ich darauf, genügend Vitamine zu mir zu nehmen. Wieder in der Unterkunft angekommen, verstaute ich meine Vorräte und as zu Abend. Es folgte das übliche Ritual, Tagebuch und Block vervollständigen. Am Ende des Tages machte mein Fehler an der Wegkreuzung 5 km mehr auf die Tagesetappe aus, was doch akzeptabel war.
Die Pilgerwege führten sehr oft direkt durch die Weinberge der Champagne
Meine Herberge im Nebengebäude links. Gutsherr für ein Wochenende
Gegen 06:00 Uhr wurde ich durch Geräusche geweckt. Wie konnte es anders sein, es war Regen, der auf das Dachfenster prasselte. Mein erster Gedanke: „Alles richtig gemacht mit dem Ruhetag.“ Ich drehte mich noch einmal um, da der Supermarkt ja noch geschlossen hatte. Aber ich hatte gesehen, dass neben dem Supermarkt, an der Tankstelle vorbei ein Weg zu einer Patisserie führte. Ich wollte frühstücken, also half es alles nichts, aufstehen Morgentoilette und zur Patisserie gehen, um Croissants zu kaufen.
Jetzt machte der Regen eine Pause und ich nutzte diese, um dorthin zu gehen und mich mit Backwaren einzudecken. Es sollte ein richtig tolles Frühstück werden, da ich im Gegensatz zu den anderen Tagen endlich wieder Zeit dafür hatte. Ich zockelte also zu den Backwarenladen, kaufte ein, ging zurück und bereitete mir mein Frühstück, worauf ich mich sehr freute. Es wurde ein richtiges Luxusfrühstück, mit Obst, gekochtem Ei, Marmelade, Croissants und frischen kleinen Milchbaguetten. Ich genoss die Ruhe und die Zeit zum Frühstücken. Während des Frühstücks, das zeitlich sehr üppig ausfiel, machte ich mir einen kurzen Tagesplan.
Ich wollte eine „Dorfbesichtigung“ starten und mit der Besichtigung der Kirche, die aussah wie eine mittelalterliche Burg, beginnen. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass sie denkmalgeschützt ist, aber auch gleichzeitig dem Verfall preisgegeben wird. Diese Kirche schien auch entweiht worden zu sein, da der Altar und die Bänke fehlten, aber die Kanzel abgedeckt und noch da war. Es war sehr traurig dies so zu sehen.
Ich setzte meinen Rundgang durch den Ort fort. Der ganze Ort schien nur vom Champagner zu leben und wer kein Weingut hatte, der arbeitete für eines. Da der Ort nicht groß ist, war ich schnell durch und ging zurück zur Unterkunft, um auch etwas meine Füße zu schonen.
Die beste Gelegenheit den Blog richtig zu aktualisieren, was ich dann auch tat und es nahm sehr viel Zeit in Anspruch. Zwischendurch machte ich mir meinen mitgebrachten Eintopf warm, was auch zu den Temperaturen von nur 17 °C passte.
Hier in der Champagne habe ich Temperaturunterschiede von einem auf den anderen Tag von gut 15 - 20 °C erlebt. Gestern hatten wir noch 28 °C. Die Blogbeiträge nahmen aufgrund des schwachen Internets noch einmal den gesamten Nachmittag bis in den Abend in Anspruch. Ich machte mir ein Abendessen und ließ den Tag ausklingen.
Gern wäre ich noch ein paar Tage länger in dieser schönen Unterkunft geblieben, aber es ist noch ein weiter Weg zu meinem Ziel und dieses möchte ich gern erreichen.
Also machte ich mich nach der Schlüsselabgabe um 08:30 Uhr, früher war das Gemeindebüro nicht besetzt, auf den Weg Richtung Mélisey. Hier war die nächste Tagesetappe zu Ende und es erwartete mich die nächste Pilgerunterkunft. Gleichzeitig zeigte mir mein Pilgerführer, dass ich auf dieser Tagesetappe die Departementgrenze überschreiten und die Champagne verlassen werde.
Der Beschilderung und meinem Wanderführer folgend, durchlief ich viele kleine Ortschaften und eine wunderschöne Landschaft. Nun fiel es auch mir auf, dass ein Wechsel vom Weinanbau in die landwirtschaftlich genutzten Flächen wie Getreide und vor allem Sonnenblumen stattfand.
An diesem Tag hatte ich, aufgrund der Unterkunft, von knapp 30 km als Tagesetappe vor mir. Leider fehlte die Beschilderung, wo ich über die Departementgrenze von der Champagne verließ und das Departement Burgund betrete und somit auch die Nutzung sich von der klassischen Weinregion zur Landwirtschaft wandelte. Obwohl Burgund auch noch zur Wein produzierenden Region zählt - mit ihren Burgunder Weinen.
Auch in meinem Pilgerführer fand sich kein Hinweis auf die Departementgrenze. Geplant hatte ich eine Pause in Etourvy, da es laut Wanderführer eine Einkaufsmöglichkeit gab und ich meinen Wasservorrat auffüllen wollte. Leider war dieser Laden geschlossen.
Der Weg war heute nicht ganz einfach, da er so wohl sanftere als auch steilere Anstiege hatte. Sowohl der farbliche Kontrast vom satten Grün und Gelb der blühenden Sonnenblumen und dem reifenden, teilweise frisch gemähten Getreide, als auch die Gerüche nach frisch gemähtem Gras sind unbeschreiblich und ich genieße es mit allen Sinnen.
So pilgerte ich Kilometer für Kilometer durch die nun burgundische Landschaft und kam etwas erschöpft gegen 18:00 Uhr in Mélisey an. Es gab 3 Damen, die für den Schlüssel für die Pilgerunterkunft zuständig waren. Diese begann ich nun abzulaufen.
Madame Roy war nicht zu Hause, Madame Onzia verwies mich an Madame Bouchard, die in der Mairie arbeitete, die jedoch am Freitag um 18:00 Uhr geschlossen ist und ich sprach dann einfach eine Frau an, die etwas Englisch sprach und diese Frau sprach dann einen anderen Mann an und mit ihm redete, der wiederum Madame Bouchard anrief. Es stellte sich heraus, dass dieser Mann Angestellter der Mairie war. Endlich bekam ich den Schlüssel von Madame Bouchard für die Pilgerunterkunft und sie wies mich ein.
Es ist die alte Schuhmacherwerkstatt des Ortes, die zur Pilgerunterkunft umgebaut wurde, Ein kleines niedliches Häuschen ca. 20 m² groß mit eingerichteter Kochecke, Dusche, Toilette und mit Tisch und Stühlen.
Zum Duschen musste ich erst den Boiler in Betrieb nehmen und zum Schlafen liegen ca. 5 cm dicke Sportmatten auf dem Boden aus. Es ist nichts luxuriöses, aber es hatte Charme und die Freundlich- und Herzlichkeit, mit denen Pilger hier aufgenommen werden, wiegt alles wieder auf. Diese Unterkunft wird gegen eine Spende angeboten und somit ist die Ausstattung gerechtfertigt. Ich würde jederzeit wieder dort übernachten und empfehle es auch gern jedem anderen Pilger oder Wanderer.
In Etoury ist die letzte Einkaufsmöglichkeit und diese sollte man nutzen. Bis Epineuil ist keine weitere Einkaufsmöglichkeit am Weg mehr vorhanden und in der Küche in der Unterkunft in Mélisey gibt es keine Vorräte.
Meine Pilgerunterkunft: „La cordonnerie – die Schusterei“
Routenplanung für den nächsten Tag. Von Punkt 19 bin ich heute morgen losgegangen. Punkt 20 (Kugelschreiberspitze) habe ich heute erreicht. Noch 5 Etappen und ich habe Vezelay erreicht und das ist die Hälfte meiner Wegstrecke. Dann bin ich fast in der Mitte Frankreichs Ich stand gegen 05:30 Uhr auf und machte mich für den Tag fertig und begann die Sachen zu packen. Als ich gestern vor der Unterkunft saß, kam noch eine Nachbarin und wir kamen ins Gespräch. Weil in der Unterkunft nichts an Verpflegung war, brachte sie mir freundlicherweise eine Schale mit Kaffee, den ich mir heute morgen noch warm machte. Sie meinte es ja nur nett. Danach kochte ich mir mit meinem Campingkocher noch einen frischen Kaffee. Zum Frühstücken hatte ich nichts, da der Hofladen bei meiner Ankunft schon geschlossen hatte, aber das war ja nicht das erste Mal, dass ich morgens hungrig losging, bis eine Brasserie oder Patiserie geöffnet hatte. Dies konnte aber eine Weile dauern, da die Orte weit auseinander liegen und nicht jeder Ort über eine kleine Bäckerei verfügte. Es konnte unter Umständen schon bis zum Mittag dauern, bis man eine Einkaufsmöglichkeit fand und so lange hieß es hungrig laufen.
Eine Quelle mitten in der Stadt
Durch leises, aber doch hörbare Klappergeräusche wurde ich 05:45 Uhr geweckt. Rausgeschaut habe ich aber nicht. Ich schaute auf die Uhr und befand, dass es für Sonntag noch zu früh ist zum Aufstehen. Als ich gegen 07:30 Uhr zum Waschhaus ging, war es die Französin, die so früh gepackt hatte und aufgebrochen ist. Das hatte ich so früh gehört. Nun begannen auch die beiden Belgier zu packen und sie hatten beide mit der Feuchtigkeit von Außen und Innen bei den Zelten zu tun. Beide verpackten ihre Zelte aufgrund des Morgentaus und der Nähe zum Fluß „Serein“ sowie durch das Atemkondensat komplett nass..
Ich genoss die Morgenkühle und begann mir Frühstück an der nahegelegenen Sitzgruppe aus Beton zu machen. Als die beiden fertig gepackt hatten, verabschiedeten wir uns und wünschten uns gegenseitig Glück auf den Weg.
Danach schrieb ich noch mein Tagebuch und machte mich auf den Weg in die Stadt Chablis.Es scheint auch schon eine sehr alte Stadt zu sein und ebenfalls geprägt durch den Anbau von Wein, der ebenso wie der Champagner, als Burgunder eine eingetragene Marke und nur aus bestimmten Rebsorten gekeltert werden darf. Nun erschloss sich mir auch, warum sich die Bauern am Grenzbereich nicht dem Weinanbau sondern dem Ackerbau zugewandt haben. Hierbei gilt es rechtliche Markenstreitigkeiten vorzubeugen.
Ich durchlief das Städtchen und war fasziniert wie gut Altbaubestand zwischen sanierten und Neubaubestand harmonierten. Auch hier ist das selbe urbane Problem wie in Deutschland. Sehr viel Abwanderung aus den ländlichen Regionen, wozu ich Chablis zähle, in die Städte mit Industriestandorten.
Diese Feststellung beziehe ich auf die vielen Schilder der Immobilenhändler auf denen steht „Avende“, übersetzt „Zu verkaufen“. Auch in diesem Städtchen ist der Leerstand in den Immobilien.
Eigentlich wollte ich mir auch die Kirche ansehen, aber auch diese war wie viele andere Kirchen geschlossen. Auf den umspannten Turm schloss ich auf Sanierungsmaßnahmen.
So ging ich zurück zum Campingplatz „Camping du Serein“. Ich begann meine Sachen für morgen vorzubereiten und ließ den Tag mit den inzwischen normalen Ritualen ausklingen, wie Tagebuch schreiben und den Blog vervollständigen, so es das WLAN zulässt.
Der erste Pilgerausweis von Deutschland nach Frankreich ist voll. Es gab viele Orte, in denen ich keinen Stempel bekam, weil Kirchengemeinden oder Tourismusbüros geschlossen waren
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Bericht u. Bilder: Volkmar Stiboy
NANAnet Misburg-AndertenGestaltung & Layout: KNL 09.07.2024