Der Weg ist das Ziel
- Volkmar Stiboy auf dem Pilgerweg
von Misburg bis Santiago de Compostela -- Teil 6: 36. - 42. Tag
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Ebenso sind unterstrichene und blaue Texte mit der entsprechenden Information verknüpft.Tag 36 (20.06.2022): Camping le Paquis Erneuern der Ausrüstung
Heute morgen weckte uns alle um 05:10 Uhr ein heftiges Gewitter und ich schaute nach oben an das Loch in der Außenhaut meines Zeltes, Wieviel Wasser wohl reintropfte? Glücklicherweise nichts, aber der Regen war das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte.
Gegen 05:45 Uhr war alles schon wieder vorbei und ich war froh nicht packen zu müssen, da das Zelt bis dahin nicht trocken gewesen wäre.
Arnold, der Niederländer, kam zu der Sitzgruppe und wir frühstückten gemeinsam, was unterwegs sehr selten vorkam, da wir Pilger meisten immer allein sind.
Irgendwie tat er mir fast etwas leid, da er packen musste und ich die Erfahrungen aus dem Hundsrück mit dem nassen Zelt nicht vergessen hatte. Aber er sah es genauso pragmatisch wie ich, dass auch so etwas dazu gehörte. Er packte seine Frühstückssachen zusammen und wir verabschiedeten uns von einander.
Ich schrieb mit Hilfe eines Google-Übersetzers einen Zettel für die Rezeption, dass ich ein Päckchen erwarte und machte mich auf den Weg zum Campingausstatter. Ich lief eine Weile an der Mosel entlang und genoss die Natur. Dort angekommen verständigte ich mich mit Hilfe des Übersetzers und erklärte, dass ich Deutscher bin und kaum französisch spreche.
Danach gab es keine Verständigungsprobleme mehr, denn der Verkäufer sprach englisch und ich konnte ihm detailliert erklären, was für ein Zelt ich suchte. Dann zeigte er mir die Rucksackzelte, da seiner Erklärung nach, Ultraleichtzelte nicht vorrätig waren.
Als ich das Zelt hatte, rüstete ich mich mit neuen Schuhen, mit Klappbesteck, einer neuen Isomatte und einem leichten Klappstuhl aus. Dennoch verlor ich das Gewicht aus den Augen, denn ich musste alles selbst tragen. Jetzt hatte ich alles was ich brauchte, war um 250,00 Eur ärmer und trat zufrieden den Heimweg an.
Neue Ausrüstung
Solarpanel Schuhe EßbesteckKlappstuhl, 1050 g Zelt mit Isomatte Da ein Discounter am Weg lag, kehrte ich noch einmal ein und füllte meine Vorräte auf. An der Rezeption angekommen fragte ich nach dem Päckchen und dies war auch da. Rundherum ein guter Tag. Ich baute mein neues Zelt auf und räumte meine Sachen um, schloss meine Powerbank an mein neues Solarpanel und staunte wie gut und schnell die Powerbank geladen war.
Umräumen der Ausrüstung vom defekten Zelt (rechts) ins neue (links) - Die neue mobile Pilgerherberge
So stand einem weiterpilgern nach fast einer Woche Stillstand nichts mehr im Weg und ich begann schon das nicht mehr benötigte zu packen. Ahnungslos ließ ich den Tag ausklingen. Irgendwann schaute ich auf meine Wetter-App für den morgigen Tag und es war Regen ab 07:00 Uhr angesagt. Nun war mein Optimismus doch etwas gedämpft.
Zurück zum Anfang ... Tag 37 (21.06.2022): Camping le Paquis Erneuern der Ausrüstung
Durch meine Wetter-App wusste ich, dass es ab ca. 07:00 Uhr regnen sollte. Daraus basierend stand ich um 05:30 Uhr auf, in der Hoffnung alles trocken verpackt zu bekommen. Das klappte auch fast und ich packte gerade das Zelt zusammen, als es zu tröpfeln begann. So bekam ich alles trocken in meinem Rucksack. Dann fing es richtig zu regnen an und es gewitterte sogar.
Mein Campingnachbar, ein Motorradfahrer, hatte nicht soviel Glück und er musste seine Sachen durchnässt verpacken. Er nahm es aber genauso pragmatisch wie ich und sagte, dass auch so etwas dazu gehörte. Wir unterhielten uns noch solange es regnete und frühstückten zusammen. Der Regen ließ nach und der Himmel riss auf. Der Regen hörte ganz auf und wir packten weiter.
Ich beschloss die Tagesetappe zu teilen, um nicht die ganzen 29,8 km laut meinem Pilgerführer zu gehen. Aber da ich nur bis Noveaunt- sur-Mosel gegangen bin, wäre es noch um 10 - 15 km weiter gewesen.
Aufgrund des Wetters konnte ich sehr spät aufbrechen und orientierte mich nach einer realistischen Tagesstrecke in meinem Pilgerführer. Hier fiel meine Wahl auf den Ort „Pont-a-Mousson“ der sich etwas 25 km entfernt befand.
Mit den neuen Schuhen endlich ein bequemes Laufgefühl
Ich war gut gelaunt, motiviert und das Wetter besserte sich auch von Stunde zu Stunde. In dem Örtchen Arnaville kaufte ich mir Baguettes und Croissants, dann machte ich gegen 12:00 Uhr eine ausgiebige Mittagspause.
Wieder führte mich mein Weg fast 2 km an der Mosel entlang und ich genoss die Natur wieder, als ich durch ein Feld ging, sah ich eine Eisenbahnstrecke, die ich unterqueren musste. In diesem Moment fuhr ein TGV-Zug vorbei. Es gab kaum ein ratterndes Geräusch, es war eher ein lautes zischen, was mich von der Geschwindigkeit her total faszinierte.
Danach ging es dann in einen kühlenden Wald und am Ende sah ich schon Pont-a-Mousson. Als erstes fiel mir die beeindruckende Kathedrale auf, aber bis dorthin war es noch ein Wegstück. Erschöpft kam ich in dem Ort direkt an der Mosel an. Nun begann wieder die Suche nach einer Unterkunft. Mit der Suchmaschine suchte ich eine Unterkunft und fand ein kleines Hotel für 35,00 Eur, was aber keine freien Zimmer mehr hatte.
Dann ging ich zur Touristinformation, die sich gleich neben dem Hotel befand. Hier fand man einen Campingplatz für 5,00 Eur die Nacht mit meinem kleinen Zelt. Ironie des Schicksals, ich hatte schon davor gestanden und musste nun wieder 2 km zurück. Ich wurde auf diesem Campingplatz schon erwarte und innerhalb von 5 Min. hatte ich meinen Platz und konnte mich einrichten.
Danach erledigte ich die Formalitäten. Alles lief auf Englisch ab. Ich genoss noch ein schönes Abendessen und ließ dann den Frühsommerabend vor meinem Zelt mit Blick auf die Mosel und Stadt ausklingen.
Gemeindeverwaltung und Postamt
Der Weg ist das Ziel
Felder,Wiesen und Auen -
Als ich vor einem Monat von zu Hause losgegangen bin, da wuchs das Gras erst und nun ist das erste Heu gemachtZu diesem Tag gibt es leider keine Bilder, da es so stark regnete, dass das Handy zu feucht geworden wäre. Erst wieder in Toul gibt es Bilder. Am Vortag schaute ich noch einmal auf die Wetter-App und stellte fest, dass es gegen 07:00 Uhr wieder regnen sollte. Diesmal stimmte die Wetter-App überhaupt nicht.
Um 01:15 Uhr bin ich aufgewacht, da es fürchterlich auf meinem Zelt durch Regen prasselte. Danach noch etwas Gewitter und ich wusste, dass ich wieder ein nasses Zelt verpacken werde. Ich schreckte dann hoch, im Glauben ich hätte verschlafen, aber es war noch vor dem Weckerklingeln.
Ich stand auf und begann zu packen. Mit dem neuen Zelt hatte ich noch so meine Probleme, da die Routine noch fehlte und ich mich noch eingewöhnen musste. Kurz vor 07:00 Uhr begann es wieder zu tröpfeln und ich brauchte meine Sachen schnell unter die Überdachung vor dem Duschraum. Somit konnte ich dann alles, bis auf das Zelt von der Nacht, einigermaßen trocken verstauen. Knapp 5 Minuten unterwegs, regnete es wieder und ich wartete den Schauer in einem Buswartehäuschen ab.
Ich wollte in die Kathedrale, aber diese war noch verschlossen und dann kaufte ich mir Frühstück.
Dann beschloss ich ein Paket nach Hause zu schicken, damit ich die zu klein gewordenen Wanderschuhe nicht wieder den ganzen Tag in der Hand mit mir rumzutragen brauchte, da der Rucksack hierfür keinen Platz mehr bot.
Bei der Post war ich zu früh und somit aß ich vor der Post mein Frühstück. Als die Post öffnete, kaufte ich mir zuerst einen Karton und dann packte ich das Paket. Genau 3,1 kg wog es und dafür zahlte ich 23,80 Eur. Soviel habe ich für ein Paket noch nie bezahlt.
Dann entschied ich mich aufgrund der ständigen Schauer mit dem Bus oder der Bahn nach Liverdun zu fahren, da ich dachte, „du bist schon so oft so nass geworden, das brauchst du heute nicht.“
Gesagt getan, ich kaufte mir ein Ticket aber doch bis nach Toul und somit habe ich 2 Tagesetappen schon wieder aufgeholt. Leider fehlt mir das Stück Landschaft bis Liverdun und dann nach Toul.
Nun in Toul angekommen, begann die Unterkunftssuche. Diese gestaltete sich schwieriger als gedacht. Mitten im Stadtzentrum bekam ich nach langem Suchen dann noch ein Zimmer für 59,00 Eur. Allerdings war es dem Prewis nicht wert. Der Checkin läuft nur über einen Automaten und dieser ist erst ab 14:00 Uhr in Betrieb. Mein Zimmer ist zwar sauber und gepflegt, aber die Einrichtung hat schon bessere Tage gesehen. Die Einrichtung des Bades stellte sich sehr desolat dar.
Empfehlenswert ist es immer eine Kreditkarte bei sich zu haben, da viele Hotels, Pensionen oder Appartements nur über Kreditkarte buchbar sind. Dadurch konnte ich günstige Unterkünfte nicht buchen. Ich ging noch etwas durch die Stadt und begann mein Tagebuch und meinen Blog zu schreiben und zu aktualisieren.
Église Saint-Martin de Pont-à-Mousson
Das Zuhause von 2 Storchenpaaren mitten in Toul, ein Paar ganz dicht bei der Kathedrale
Alter Stadtplan Festung Toul, Schwarzer Punkt Porte de France
Punkt 11: derzeitiger Standort, ca. 120 km hinter der deutschen Grenze
Toul: Hotel Villa Lorraine
Der Tag fing mit einem sehr enttäuschen Frühstück an. Ein Minicroissant, 1/4 Baguette, 2 Minimarmeladen, 1 Stück Butter und ein Kaffee. Das alles für 6,00 Eur, da hätte ich in jeder Patisserie mehr bekommen. Am Tag zuvor habe ich 5 Stücken Kuchen für das Geld gegessen. Mein Tipp , woanders frühstücken, da bekommt man mehr.
Arnold, der holländische Pilgerfreund, den ich Sonntag kennenlernte, stellte mir dann Jessica vor. Jessica kam aus Dortmund und hatte lila-bläulich gefärbte Haare und machte ihre 3 Wochen Urlaub auf dem Jakobsweg bis Vezelay. Danach würde sie den Heimweg antreten.
Unsere Absprachen bezüglich eines Abmarsches waren nicht sehr genau und jeder hatte auch noch Lebensmittel und Wasser zu besorgen. Dies hatte ich schon am Vortag erledigt und somit machte ich mich auf den Weg zur Kathedrale, die als Startpunkt für die nächste Tagesetappe genannt wurde.
Aufgrund der Beschilderung und des Pilgerführers führte mich der Weg wieder an meinem Hotel vorbei und somit hätte ich auch gleich dort starten können. Ich fühlte mich gut und mein Weg führte durch viel Landschaft, Felder und Wald.
Jetzt fiel mir auf, dass die ersten Gerstenfelder schon geerntet waren und ich dachte darüber nach, als ich losging, war das Wintergetreide gerade erst 10 -15 cm hoch und nun beginnt schon die Ernte der Wintergerste. Es kam mir auf einmal vor als wenn ich schon eine Ewigkeit unterwegs war.
In Choloy-Minellot machte ich am der Mairie eine ausgiebige Frühstückspause. Als ich am Zusammenpacken war, da kam Arnold und wollte sich im Schatten auch etwas ausruhen und so blieb ich auch noch etwas sitzen. Wir brachen jetzt zusammen auf und gingen den Rest des Weges bis Chalaines zusammen. Bei einer Pause im Wald stellte er, anhand des Pilgerführers fest, dass er ab Chalaines einen ganz anderen Weg gehen muss, da er nach Le Puy-en-Velay wollte.
In Chalaines gab es dann Probleme, da das Haus schon ausgebucht war, aber die Eigentümerin machte alles möglich und so konnte ich auch dort schlafen. Außer uns Pilger waren noch Australier untergebracht, die Frankreich mit dem Fahrrad erkundeten. Nach dem Duschen gingen wir Drei gemeinsam in den Supermarkt des Ortes einkaufen. Danach aßen Jessica und ich gemeinsam zu Abend und jeder schrieb an seinem Tagebuch und seinem Blog. Diese Unterkunft kann ich nur empfehlen, aber es ist wirklich ratsam vorher zu buchen. Man schläft hier in einem liebevoll eingerichteten Privathaus, mit mehreren Bädern, eigener eingerichteten Küche und man fühlt sich willkommen. Für Pilger gibt es einen Sonderpreis von 30,00 Eur, der absolut in Ordnung geht.
Dieses Flugzeug umkreiste mich fast eine Stunde und
ich bekam das Gefühl beobachtet zu werden.
Der heilige Jakobus Der heilige Martin
Der Morgen begann mit einem gemeinsamen, gemütlichen Frühstück, auch die Australier saßen mit am Tisch. Unsere Gastgeberin hatte sich sehr viel Mühe gegeben und es richtig reichhaltig und gemütlich gestaltet. Nun waren 4 Nationen bei einem gemeinsamen Frühstück zusammen. Die Gastgeber aus Frankreich, die Australier mit den Fahrrädern, Arnold aus Holland mit Jessica und ich aus Deutschland. Die gesamte Konversation lief auf Englisch und der Mann unserer Gastgeberin tat mir etwas leid, da er kein Englisch sprach und seine Frau übersetzen musste. Nach dem liebevoll hergerichteten und auch sehr lustigen Frühstück, holten wir unsere Sachen, verabschiedeten uns von unseren Gastgebern und von den Australiern und wünschten uns viel Glück.
Ab hier ging der 66-jährige Arnold einen anderen Weg, der nach Le-Puy-en-Velay führen sollte. Jessica und ich gingen heute gemeinsam die Tagesetappe des Jakobsweges.
Kurz nach Calaines kamen wir durch Vaucouleures, was wir bis dahin nicht wußten, dass es einer der geschichtsträchtigsten Orte Frankreichs war. Hier besichtigten wir die Überreste der Burganlage auf der Jean d´ Arc (die Jungfrau von Orléans) den König Karl VII. 1429 überredete ihr die Heerführung zu überlassen und gegen die Engländer zu ziehen. Die Kapelle dieses Gespräches ist noch im Original erhalten. Leider war diese an diesem Vormittag geschlossen.
Eingang zur Kapelle in der Jeanne d´ Arc betete und die Gespräche mit König Karl VII. führte In Abanville trennten sich unsere Wege, Jessica hatte außerhalb, in Houdelaincourt, eine Unterkunft und ich ging weiter. So wollte ich die morgige Tagesetappe von 39 km verkürzen und schaffte es noch bis 1 km vor Lumeville-en-Ornois.
Der Himmel verdunkelte und lies nichts Gutes erahnen. Ich suchte nach einem geeigneten Platz, um mein Zelt aufzubauen und fand diesen an einer Lichtung mit Wegkreuzung mit Sitzgruppe als Rastplatz. So hatte ich morgen früh auch einen schönen Platz zum Frühstücken.
Ich schaffte es noch das Zelt im Trockenen aufzubauen, als es zu tröpfeln begann und ich räumte meine Sachen schnell in das trockene Zelt. Zwischenzeitlich regnete es stärker und ich nutzte die Zeit zum Einrichten. Der Regen ließ etwas nach und nun sicherte ich das Zelt mit den Heringen.
Ich aß noch etwas, schrieb mein Tagebuch, hängte meine Jakobsmuschel von außen an das Zelt und legte mich schlafen.
Ich hörte ein Auto, dass angefahren kam und dachte bei mir noch so „bestimmt Polizei oder Forst, gleich musst du hier weg.“ Nichts passierte. Es fuhr wieder. Ich schlief ich ein. Dann kam das Fahrzeug noch einmal zurück, danach blieb ich allein.
Es dauerte nicht lange, dann erwachte ich vom Prasseln des Regens auf meinem Zelt. Dann wurde ich durch ein seltsames „bellen“ wach. Ich ordnete es als Rehbock ein, kurze Zeit später erneut ein „bellen“, aber diesmal etwas anders. Jetzt ordnete ich es einem Fuchs zu. Dieser bewegte sich auch noch Richtung Zelt und es wurde aus dem Bellen ein Fiepen, ganz nah an meinem Zelt, bis es verschwand. Dann noch ein paar andere „Waldgeräusche“ von Tieren, die ich nicht zuordnen konnte. Ich schlief wieder ein.
Mitten im „Nichts“ taucht eine der ältesten Klosterkapellen auf.
Leider war sie geschlossen.Mein Wecker klingelte um 05:30 Uhr. Es war zwar ein trockener Morgen, aber mein Zelt war sowohl innen als auch außen nass. Das kannte ich ja nun schon von Deutschland. Aber ich hatte den Rastplatz und so breitete ich mein Regenponcho aus und legte alle Sachen darauf. Ich stellte fest, wenn ich zuerst das Zelt verstaue, dann habe ich es leichter. Mein Rucksack ließ dies zu, da er eine separate Tasche für das Zelt hatte.
Es war ein wunderschöner Morgen. Die Waldluft, gereinigt vom Regen, blauer Himmel, was darauf schließen ließ, dass es wie jeden der letzten Tage, sehr warm wird, der Vogelgesang und der Sonnenschein.
Ich frühstückte dann noch und sah dann in ca. 150 m Entfernung ein Forsthaus. Jetzt erklärte sich mir auch, warum gestern das Fahrzeug zweimal fuhr. Ich denke es wurde nachgeschaut, ob ich in dem Haus schlafe. Nach dem Frühstück packte ich zusammen und brach auf.
Da ich ganz allein pilgerte, blieb Zeit wieder über viele Dinge nachzudenken, wie des Sinn des Pilgerns, meinem doch sehr bewegtem Leben und vor allem an die schöne Zeit mit Andrea, die ich seit zu Hause als Foto in meiner Beintasche trug. Dabei fiel mir gar nicht auf, wie der Weg verging. Durch meine Strecke gestern hatte ich die Etappe von 39 km auf 29 km bis Joinville verkürzt.
In Gillaume, nach ca. 11 km, fand ich einen schönen Rastplatz für mich für eine ausgiebige Frühstückspause. Ab diesem Zeitpunkt begannen mich aber andere Sorgen zu plagen. Mein Wasservorrat war auf 1,5 Liter geschrumpft und weder eine Einkaufsmöglichkeit noch einen größeren Friedhof, da nur diese über Trinkwasseranschluss verfügten, hatte ich gefunden. Auch mein Pilgerführer sagte mir, dass die nächste Einkaufsmöglichkeit erst in ca.20 km kommen würde. Also begann ich, nach dem Frühstück, meinen Wasservorrat zu rationieren. Wie morgens schon befürchtet, bleib die Sonne trotz aufziehender Wolken und zu allem Übel hatte ich auch heute einen Abschnitt mit sehr viel Asphalt und Feldwege ohne Schatten, was die Rationierung meines Wasservorrates noch erschwerte.
Erst 4 km vor meinem Tagesziel in Joinville, fand ich einen Friedhof mit Trinkwasser. Viel länger hätte es auch nicht dauern dürfen, da ich das letzte Drittel meines Trinkwassers begonnen hatte und immer noch einen sehr trockenen Mund hatte. Ich ließ etwas Wasser ablaufen und dennoch schmeckte es sehr metallisch und etwas moderich, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt egal. Ich trank soviel ich konnte und füllte mir noch 2 Flaschen mit Wasser. So nahm ich die letzten Kilometer unter meine Füße.
In Joinville angekommen sah ich einen Supermarkt. Hier füllte ich meine Vorräte und begab mich dann zu der Touristinformation wegen einer Unterkunft. Sie bot mir eine für 160,00 Eur die Nacht an, was ich dankend ablehnte.
Ich suchte den Wohnmobilplatz auf und schlug mein Zelt auf und richtete mich ein. Mein Campingnachbar schlug mir vor meine Powerbanks zu laden, was ich dankbar annahm. Dann ließ ich den Abend in meinem Zelt ausklingen, als ein fürchterlicher Unwetter aufzog. Es sollte nicht das letzte bleiben.
Rot-Weiß markiert ist der historische Weg den Jeanne d´Arc mit ihrem Heer im Kampf gegen die Engländer nahm. Der Jakobsweg folgt oft und lange diesem Weg. Historiker meinen, dass sie den vorhanden Wegen folgte, die schon die Jakobspilger seit dem 10. Jahrhundert folgen.
Hier kündigt sich mit dem Radweg schon die Champagne an,
bekannt durch ihr Getränk, den Champagner an.
In 2,5 km habe ich mein Ziel für heute erreicht.Das Wasser hier in den Flüssen und Bächen ist so klar, dass man sogar den Schwarm Forellen erkennen kann!
Der Morgen begann unerfreulich. Der gestrige Regen hielt auch in Schauern über Nacht an. Seit 05:25 Uhr regnet es ununterbrochen und ich habe mich entschlossen, nicht zu packen, um nicht meine persönlichen Sachen auch noch durchnässen zu lassen. Das Zelt reicht aus, da es jetzt sowieso komplett nass ist.
Die Umstände sind alles andere als günstig, da hier auch keine Toilettenanlage vorhanden ist, aber irgendwie wird es schon gehen. Wie gesagt, pilgern ist Minimalismus.
Vor Regen scheue ich mich nicht, aber das Zelt wiegt dann auch gleich viel mehr und da stelle ich mir die Frage:
„Brauche ich das??? Nein absolut nicht!!!“ Also legte ich einen Regentag ein, in der Hoffnung auf Wetterbesserung.Morgen muss ich aber packen, komme was wolle. Gegen 11:00 Uhr ließ der Regen nach, daraus wurde eine längere Regenpause und ich sah mir das Zelt an. Es war fast komplett abgetrocknet. Ich entschied mich einzupacken und mich auf den Weg nach Joinville zu machen. Gegen 13:30 Uhr konnte ich aufbrechen. Es sollte aber nicht trocken bleiben und immer wieder schauern.
In Blecourt in der kleinen Kirche legte ich eine religiöse Pause ein und genoss die Stille. Es war faszinierend, denn jede kleine Kapelle war anders, erleuchte und wechselte in bestimmten Abständen die Lichtfarbe. Gleichzeitig spielte leise Orgel- und Klaviermusik abwechselnd. Zwischendurch hörte ich auf dem Kirchendach immer wieder heftige Schauer.
Gegen 19.00 Uhr nach 25 km und Dauerregen, kam ich dann in Joinville an und versuchte mit Bernadette als Eigentümerin zu telefonieren. Da ich im historischen Waschhaus stand, konnte sie mich nicht gleich sehen, als sie vorbei fuhr. Also ging ich - mit Navi unterstützt zu der Unterkunft. Wir trafen uns draußen und sie führte mich hinein. Als wir in der großen Tenne standen und uns unterhielten, kam Jessica aus einem Zimmer und ich freute mich genauso wie sie. Wir beide hatten die ganze Herberge für uns beide.
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Bericht u. Bilder: Volkmar Stiboy
NANAnet Misburg-AndertenGestaltung & Layout: KNL 17.06.2024