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Der Weg ist das Ziel

- Volkmar Stiboy auf dem Pilgerweg
von Misburg bis Santiago de Compostela -

- Teil 3: 15. - 21. Tag
von Dietz (Lahn) bis Bullay (Mosel)

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Inhaltsverzeichnis

Tag 15 30.05.2022

Tag 16 31.05.2022

Tag 17 01.06.2022

Tag 18 02.06.2022

Tag 19 03.06.2022

Tag 20 04.06.2022

Tag 21 05.06.2022

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Ebenso sind unterstrichene und blaue Texte mit der entsprechenden Information verknüpft.

Tag 15 (30.05.2022): Dietz - Oberndorf

Morgens 05:30 Uhr weckte mich ein fürchterliches Geschnatter. Wildgänse ästen vor meinem Zelt. Am Abend war noch ein junges Paar mit dem Kajak angekommen und ansonsten gehörte uns der Campingplatz allein. Da ich schon wach war, begann ich so früh mit der Morgentoilette. Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg.

 

Mein Weg gestaltete sich sehr hügelig und bildete mit meinem Gepäck eine Herausforderung.

In Fachingen war ich angenehm überrascht. Auf dem Dorfplatz stand, eine durch den hiesigen Mineralbrunnen, bereitgestellte Kiste Wasser, um seinen Durst zu löschen.

I

Bis auf die wundervolle Landschaft, die Schaumburg und den Aussichtspunkt Vierseenblick war der Weg eher unspektakulär.

    Der letzte Fährmann von der Lahn

Über diesen gewundenen Weg musste ich mit meinem Gepäck hoch

Kurz vor Obernhof suchte ich nach einer Unterkunft und fand den „Campingplatz Obernhof“ Gegenüber der Rezeption fiel mir die Campingplatzwirtschaft „Bei Tante Horst“ auf. Nach dem Check-in und dem Einrichten in meinem Zelt, ging ich dorthin um mein Tagebuch zu schreiben und den Tag Revue passieren zu lassen.

All das blieb ein Vorhaben, da ich mit dem Wirt und den anderen Campern ins Gespräch kam und in einem leckeren Essen, bestehend aus Bratkartoffeln mit Rührei und saurer Gurke, endete.

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Tag 16 (31.05.2022): Obernhof - Bad Ems

Diese Nacht war erbärmlich kalt. Solange ich in meinem Zelt und Schlafsack lag, war alles gut, aber als ich zur Toilette musste, waren es gefühlte 0 °C, tatsächliche Temperatur 2 °C.

Nun begann mich ein unangenehmes Dauerproblem zu begleiten. Das Zelt war außen trocken und Innen feucht.

Nach meinem Freiluftfrühstück auf der Kneipenterasse packte ich zusammen. Schweren Herzens verließ ich diesen schönen Campingplatz mit seinen netten Campern und der gemütlichen „Kneipe“.

 

Mein Weg führte mich am Kloster Arnstein vorbei. Hier bekam ich noch einen Vorgeschmack, auf das was mir noch bevorstehen sollte. Um das Kloster zu erreichen musste ich erst einmal einen Anstieg von 16% erklimmen.

Nach einem Gebet, Zeit für die Stille, besichtigte ich das Kloster und bekam meinen Pilgerstempel. Danach folgte ich wieder der Muschel und kam nach Nassau. Hier legte ich eine ausgiebige Pause ein.

Mein Weg führte mich hoch über das Lahntal, obwohl ich mir einbildete, gut in form zu sein, musste selbst ich bei diesem Anstieg stehen bleiben und Luft holen.

Dann endlich oben angekommen führte mein Weg nach Dausenau und ich folgte einem Radweg nach Bad Ems. Ich beschloss mich für diese Strapazen zu belohnen und buchte mir ein Hotelzimmer in Bad Ems.

Hier konnte ich in aller Ruhe mein Tagebuch vervollständigen und meinen Pilgerblog aktualisieren.

 

Die Belohnung für die Härten des Aufstiegs: Blick über das Lahntal

Kreisel am Ortseingang von Bad Ems

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Tag 17 (01.06.2022): Bad Ems    Ruhetag

Aufgrund der Strapazen am Vortag entschloss ich mich in Bad Ems einen Ruhetag einzulegen. Ich wollte weder meinen Körper noch meine Beine überfordern, das wäre dann das Ende meiner Pilgerreise gewesen. Somit nahm ich mir die Zeit mein Tagebuch zu schreiben, meinen Blog zu aktualisieren, danach Wäschewaschen, damit die Wäsche am nächsten Tag trocken ist. Um 16;00 Uhr ging ich nach Bad Ems hinein und besichtigte die Stadt.

Auch hier hoffte ich auf einen Stempel für meinen Pilgerausweis, aber leider bekam ich hier keinen.

St. Martins Kirche

Hier befand sich auch eine russisch-orthodoxe Kirche und zum ersten mal betrat ich solch ein Gotteshaus. Ich war überwältigt vom Prunk mit Ikonen und Gold, sowie den vergoldeten Statuen. Die Gläubigen versammelten sich zum Gottesdienst und somit verzichtete ich auf Fotos und verließ die Kirche.

Ich schlenderte die Lahnpromenade entlang und machte viele Fotos von historischen interessanten Gebäuden.

Kursaalgebäude                                             

Nach einem deftigen Abendessen ging ich einkaufen und zurück in mein Hotel.

Ich beschloss den Jakobsweg zu verlassen und weiter an der Lahn entlang zu pilgern bis zu ihrer Mündung in den Rhein. Danach würde ich kurz vor Koblenz den Jakobsweg wieder aufnehmen und den Rhein über die Rheinbrücke überqueren. Das hieß auf der rechten Rheinseite  ca. 7 km bis zur Rheinbrücke hin und auf der linken Rheinseite wieder ca. 7 km zurück zur Burg/Schloss Stolzenfels.

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Tag 18 (02.06.2022): Bad Ems - Lahnstein (Nassheck)

Der Morgen begann mit einem tollen Frühstück. Durch meinen Stadtspaziergang am Vortag, konnte ich gleich nach meinen Einkauf den Jakobsweg mit der Muschel aufnehmen und machte mich Richtung Lahnstein auf den Weg. Allerdings kam ich durch das Frühstück und dem Einkauf sehr spät los und es war schon 09:30 Uhr. Den ganzen Morgen führte mich die Muschel direkt an der Lahn entlang und ich lauschte den Naturgeräuschen, dem Vogelgezwitscher, dem Surren der Insekten und das Klatschen springender Fische. Ich genoss die Ruhe und die Einsamkeit und so langsam kam ich auch innerlich zur Ruhe und Gelassenheit.

In der Nähe von Miellen verlor ich kurzzeitig die Muschel und nahm den Wanderführer zur Hilfe. Mit Entsetzen stellte ich fest, dass dieser Wanderführer eher den Lahnhöhenweg beschrieb als den Jakobsweg und ich in der Vergangenheit oft den falschen Weg gefolgt war. Ich fragte mich nach dieser Feststellung, wieviel Berge ich umsonst rauf und runter gepilgert bin.

Lahnstein kündigte sich schon durch die weithin sichtbare Burg Lahneck  an und gegen 11:40 Uhr traf ich in Lahnstein ein, welches mein heutiges Tagesziel gewesen wäre. Ich beschloss in Lahnstein Mittag zu machen und ging noch bis zur Lahnmündung mit Blick auf die gegenüberliegende Burg Schönfels.

Es erschien mir einfach zu früh jetzt schon den Pilgertag zu beenden und so beschloss ich, so weit zu gehen wie ich die Kraft dazu habe. Ich genoss das schöne Wetter, die Lahnmündung und die Natur während ich mein Mittag aß. Entsprechend meines am Vortag gefassten Entschlusses handelte ich auch so und ging bis zur Rheinbrücke den Rhein entlang.

Nun weiß ich auch wo Goethe 1774 zu Mittag gegessen hat. In Bad Ems im Zollhaus. Wie gesagt, eine Pilgerreise ist auch eine Bildungsreise

Burg Lahneck weithin sichtbar
 

Die Lahn mündet in den Rhein. Viele Kilometer hat sie mich begleitet und nun verschwindet sie einfach in einen größeren Fluss. Gegenüber Schloss Stolzenfels, wo ich hoch muss.

Lahnmündung aus dem Rückblick. Schloß Stolzenfels im Hintergrund

 

Das wird mein Mittagsrastplatz, direkt an der Lahnmündung. Mit Wehmut denke ich daran, wie lange mich dieser Fluß begleitet hat. Mittagspause: Kartoffelsalat und Chorizo

Die Rheinbrücke bei Koblenz-Horchheim           Der Fußgängerweg gleich neben den Eisenbahngleisen

Von der anderen Rheinseite bin ich gerade hergekommen

Schloss Stolzenfels, Aufstieg geschafft, aber noch nicht zu Ende. Es geht noch weiter bergauf

1 km hinter diesem Turm durfte ich auf einem privatem Grundstück mein Zelt aufschlagen

Der Pilot war mein Jahrgang und das „R“ vor der Widmung sagt mir, dass er Jagdflieger im Richthofen-Geschwader war, da ich dort schon Kampfmittel geräumt habe

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Tag 19 (03.06.2022): Nassheck - Treis-Karden

Als ich um 05:00 Uhr erwachte, empfand ich es noch als zu früh zum Aufstehen. Wirklich schlafen konnte ich aber auch nicht mehr, denn es war ein wunderschöner Morgen und die Vögel waren schon am Singen. Gegen 06:00 Uhr begann ich mit meiner Morgentoilette, die nicht gerade üppig ausfiel und begann zu packen. Das Zelt war nicht sonderlich feucht und somit nicht so schwer wie sonst. Nachdem ich etwas gefrühstückt hatte, machte ich mich gegen 07:20 Uhr auf den Weg.

Es kam ein sehr heftiger Anstieg, der auch mir alles abverlangte, aber der Abstieg von der Wallfahrtskirche Bleidenberg nach Alken erforderte Konzentration und Kondition, da dieser sehr steil und schmal durch die Weinberge ging.

Blick von der Wallfahrtskirche auf Burg Bleidenberg und Alken.
 Da muss ich hinunter ins Moseltal

Heil und gesund machte ich in Alken erst einmal eine ausgiebige Frühstückspause und belohnte mich mit einem Frühstück in einem Cafe.



Den schmalen Weg unten rechts im linken Bild muss ich hinunter und dann den Weinbergweg weiter in den Ort folgen

 

                                                        Kirche in Löf

 

 

 

Insektenhotel mit Pilgerpfeil

Auf diesem Campingplatz dort unten auf der Landzunge werde ich schlafen

Blick über die Geröllböschung, es geht bis nach unten

Dann führte mich die Muschel weiter nach Burg Eltz. Auf einem Burgbesuch verzichtete ich, da ich als Pilger nicht gewillt war, den Eintrittspreis von 12,00 € zu zahlen, denn auch einen Nachlass für Pilger gab es hier nicht. Aber auch hier erhielt ich meinen Pilgerstempel.

Nach meinem verspätetem Mittagessen, außerhalb des Burggeländes, das aus kalter Krakauer und einem Rest Brot und zwei Äpfeln bestand, machte ich mich wieder auf den Weg in Richtung Treis-Karden.
                                     Moselblick

Aber anstatt endlich bergab zu gehen, ging es immer weiter bergauf und das verwunderte mich doch schon sehr. Dann erreichte ich einen Aussichtspunkt und sah auf Treis-Karden hinunter. Als ich einen Campingplatz gefunden hatte, richtete ich mich ein und ging duschen. Nachdem ich mich etwas ausgeruht hatte, ging ich zu dem nahen Discounter und versorgte mich wieder mit Mineralwasser und Verpflegung.

   Ein Schlafplatz am Nebenarm der Mosel auf dem Campinplatz
„Mosel Islands“

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Tag 20 (04.06.2022): Treis-Karden   Ruhetag mit erste Rückbesinnung

Die Nacht war fürchterlich. Es waren bestimmt hunderte von Fröschen, die Radau machten und mich kaum schliefen ließen. Es war eine sehr milde Nacht und mein Zelt war fast trocken. Ich stand auf, frühstückte und schrieb noch an meinem Blog. Im Nachhinein stellte ich fest, dass der Blog doch aufwendiger war als gedacht und mich auch immer wieder aus dem Sinn des Pilgerns herausriss.

Kurzzeitig dachte ich nach, diesen einzustellen, aber er gab mir auch die Möglichkeit, die Tage mit all ihren Emotionen, Gefühlen und Gedanke und über all das Erlebte noch einmal nachzudenken und meinen Weg bis hier besser zu verstehen. Es gab auch schon Momente, da ich an Aufgabe meines Weges dachte und darüber nachdachte, warum ich mir diese Strapazen überhaupt antue.

Durch den Blog merkte ich aber auch, dass ich nicht mehr so schnell die Fassung verlor wie zu Beginn meines Weges und immer mehr eine Ausgeglichenheit erreichte, meine innere Mitte fand und somit dem Sinn des Pilgerns immer näher kam.

Ich denke, dass es erste Anzeichen waren, endlich auch mental auf dem Pilgerweg anzukommen.

Meine Schlüssel trug ich immer in der Hosentasche und nun merkte ich, dass ich durch die Strapazen der letzten Tage so geschwitzt habe, dass die Schlüssel zu rosten begannen

Nun am Nachmittag begann ich schon den nächsten Tag vorzubereiten und begann meinen Rucksack zu packen. So ging ein entspannter Tag zu Ende.

Treis-Karden teuer und laut 500 Frösche und mehr in der Nacht

Mein Frühstück aus dem Supermarkt - Rostiges Schlüsselbund

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Tag 21 (05.06.2022): Treis-Karden - Bullay (Mosel)

Obwohl ich mich am Vorabend um 21:00 Uhr zum Schlafen legte, war daran nicht zu denken. Mein Zelt wurde neben einem Spielplatz eingewiesen und das gab natürlich die entsprechende Geräuschkulisse von den Kindern und als das abebbte, da waren wieder die Frösche mit ihrem Konzert dran. Total übermüdet und übernächtigt stand ich um 05:30 Uhr auf. Nach dem ich meinen Rucksack auf den Rücken hatte, nahm ich meinen Verpflegungsbeutel und nun noch zusätzlich eine Tasche mit 4 Wasserflaschen, was das Gehen noch beschwerlicher machte.

Durch die Wetter App wusste ich, dass das Wetter umschlagen und in ein Unwetter mit Hagel, Starkregen, Gewitter und zeitweise Schauer angesagt waren und es ließ auch nicht lange auf sich warten. Jetzt hieß es wieder den ganzen Tag mit Regenumhang laufen.

Als ich zum Kloster „Maria Engelport“ kam war die Messe schon vorbei und die Gabenreichung hatte begonnen. Ich versuchte einen Stempel zu bekommen und 2 Pilgerinnen gaben mir den Hinweis, dass der Stempel freizugänglich wäre und ich selbst stempeln musste. Das tat ich dann auch so.

Auf meinem weiteren Weg Richtung Beilstein kam ich an der „Mariagrotte“ vorbei. Zwischendurch immer wieder Schauer und die Aufstiege empfand ich heute als nie enden wollend.

Der Regen steigt als Dunst gleich wieder auf. 
Rechts, das ist kein Rauch der aufsteigt, das ist Regendust aus dem Wald.

                                          Burg Beilstein

 Dort muss ich hinunter.     

Als ich in Genderich auch noch durch den Regen und eine Wiese mussten, gab es meinen Wanderstiefeln den Rest und weichten auch meine Strümpfe durch. Kurz vor Bullay bekam ich noch einmal einen Schauer von 20 min ab.

Endlich in Bullay angekommen fand ich einen Campingplatz und checkte ein. Er war mit 22,00 € die Übernachtung, das teuerste, was ich für 2 m² mein Zelt pro Nacht bisher bezahlt habe.

Meinen mir zugewiesenen Platz musste ich erst einmal suchen, da die Nummerierung fehlte und ich baute auf grober Annahme mein Zelt in einer Regenpause auf. Kaum war ich fertig, machte der Himmel seine Schleusen wieder auf.

So ging ein verregneter Tag zu Ende und es war abzusehen, dass meine Wanderstiefel bis morgen nicht trocken sein würden. Es sollte alles noch viel schlimmer kommen.

Zwangspause wegen nasser Wanderstiefel in Bullay      Die hellen Stellen sind nach 24 Stunden trocken

Blick zur Mosel in Bullay

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Bald geht es weiter ...

Bericht u. Bilder: Volkmar Stiboy
NANAnet Misburg-Anderten
Gestaltung & Layout: KNL 14.05.2024