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Der Weg ist das Ziel

- Volkmar Stiboy auf dem Pilgerweg
von Misburg bis Santiago de Compostela -

- Teil 1: Die ersten 7 Tage
von Misburger Naturfreundehaus bis Marburg

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Inhaltsverzeichnis

Übergabe der Pilgerausweise

Tag 01 16.05.2022

Tag 02 17.05.2022

Tag 03 18.05.2022

 

Tag 04 19.05.2022

Tag 05 20.05.2022

Tag 06 21.05.2022

Tag 07 22.05.2022

 Hinweis: Erscheint Hand als Mausanzeiger im Bild, kann das Bild durch Anklicken vergrößert geöffnet werden!
Ebenso sind unterstrichene und blaue Texte mit der entsprechenden Information verknüpft.

Übergabe der Pilgerausweise am 14.05.2022                                                       Der erste Pilgerstempel ...

Tag 1 (16.05.2022): Naturfreundehaus Misburg - Hildesheim

Heute Vormittag noch den letzten Schrank meines Wohnungswechsels in meine neue Wohnung getragen und nun schon auf dem Weg.

.....
Aufbruch war um 15:50 Uhr zum Naturfreunde-Haus.Dort angekommen machte ich mich 16:05 Uhr noch auf den Weg.

Das Tagesziel Hildesheim war für mich nicht mehr zu erreichen. Gegen 21:00 Uhr kam ich ca.2,5 km vor Giesen zwischen Sarstedt und Hildesheim an. Hier schlug ich mein erstes Nachtlager auf. Gegen 01:30 weckte mich heftiges Geprassel auf meinem Zelt. Es regnete.

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Tag 2 (17.05.2022): Giesen - Diekholzen

Aufstehen 06:15 Uhr.

Das Unwetter war vorüber, aber das Zelt war sowohl innen vom Atemkondensat als auch außen vom Regen nass. Ich startete den Tag im Feld ohne Kaffee zum Frühstück. Brach auf nach Hildesheim.

Ich ließ Hildesheim hinter mir und wanderte Richtung Diekholzen weiter.

Nach dem ich einen schönen Platz für mein Nachtlager an einer Streuobstwiese gefunden und mich eingerichtet hatte saß ich noch etwas vorm Zelt und genoss die Abendsonne.

Kinder zogen mit Eltern zum nahegelegenen Sportplatz um am Fußballtraining teilzunehmen und eines sagte zu seinem Vater, er fände es auch sehr „cool“ zu zelten.

Ich legte mich zum Schlafen auf meine Isomatte und Schlafsack und dachte wieder an Andrea und unseren ersten und leider auch letzten gemeinsamen Jakobsweg und nun bringe ich ihre Bilder nach Muxia und Kap Finisterre, um mein Versprechen an ihr ein zu lösen sie dort wo Andrea gerne immer hin wollte, wenigstens die Bilder und somit auch ihre Seele hin zu tragen.

Von Sarstedt nach Hildesheim

Kirchturm von Sarstedt                                 Hildesheimer Dom

Alte Wegkreuze markieren den Jacobsweg.

Sie wurden in früheren Zeiten durch wohlhabende Pilger als Spende gestiftet

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Tag 3 (18.05.2022): Diekholzen - Alsfeld

Ich hatte am Vorabend mein Zelt auf einer Streuobstwiese aufgeschlagen. Durch Vogelgezwitscher wurde ich wach. Die Sonne schien, ich packte zusammen. Dabei stellte ich fest, dass mein Zelt sowohl Innen als auch Außen sehr feucht und es wieder etwas schwerer als normal ist.

Die 3 km bis Diekholzen und nach Sibbesse kam ich ganz gut voran. Um mit meinem geringen Vorrat zu haushalten, versorgte ich mich mit frischen Laugenecken und frischen Kaffee. Der erste seit 2 Tagen, denn bei meinen Nachtlagern konnte ich meinen Gaskocher wegen der Wärme und Trockenheit, nicht einsetzen. Ausgeruht und gestärkt zog ich in Richtung Alsfeld weiter.

Leider schien ich aufgrund der fehlenden Beschilderung nicht den originalen Jakobsweg mit meinem GPS gegangen zu sein, denn ich fand durch Zufall ein Wegschild für den Jakobsweg. Nun achtete ich noch mehr auf die mögliche Beschilderung, die sehr spärlich gesetzt war. Auch hätte ich sehr gern eine Rast gemacht, aber an Ermangelung von Rastplätzen bin ich bis zum Mittag weitergegangen.

Auf den Weg Richtung Alsfeld sah ich, dass ich fast 5 km an der L458 entlang gehen musste und versuchte einen parallel laufenden Forstweg. Dies erwies sich als Fehlentscheidung, da dieser Weg im Nirgendwo endete und kostete kostbare 45 Minuten.

Durch Zufall hielt ein Kleintransporter und es war als Pilger legitim solch ein Angebot anzunehmen. Er fuhr über Alsfeld nach Höxter. Dort stieg ich aus. In Höxter angekommen suchte ich eine preiswerte Unterkunft und fand den „Campingplatz an der Weser“.  Ich buchte und richtete mich ein.

Mir geht es gut und ein Blick in meine mobile Pilgerherberge

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Tag 4 (19.05.2022): Höxter   Ruhetag

Ich beschloss unterwegs für mich in Höxter einen Ruhetag einzulegen. Zeitlich war es in meiner Streckenplanung nicht vorgesehen, aber ich merkte auch, dass die vorangegangenen Monate nach dem Tod von Andrea und der ungeplante Umzug seine Spuren hinterlassen und mir sehr viel Kraft gekostet haben. Der Campingplatz war erschwinglich und für 24.50 Eur für 2 Nächte mit allem „Komfort“ auch angenehm. Das Personal war freundlich, zuvorkommend und ermöglichten auch Service außerhalb ihres normalen Services. Ich fühlte mich wohl und bereute meine Entscheidung des Ruhetages nicht. Dieser Morgen fing im Gegensatz zu den anderen Morgen  mit einer richtigen Morgentoilette in einem Waschhaus an.Danach gab es ein „reichhaltiges“ Frühstück, bestehend aus Croissants, frischem Kaffee und Marmelade. Luxus pur!!!!

Aus meinem Ruhetag machte ich einen religiösen Kirchentag. Ich besuchte 2 Kirchen in Höxter ging hinein sprach Gebete für Andrea und meinem Weg, traf einen Pastor vor der Kirche und bat ihn um einen Pilgersegen, da ich diesen noch nicht erhalten hatte.

Altstadt von Höxter, allerdings eine einzige Baustelle für die Landesgartenschau 2023

Danach ging ich ins Kloster Corvay. Hier fragte ich ebenfalls nach einem Stempel für meinen Pilgerpass und erhielt diesen.

Angesichts der gemeldeten Unwetterwarnung ging ich zurück auf den Campingplatz und lies den Tag im Cafe des Campingplatzes und dem niedergehendem Unwetter, ausklingen.

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Tag 5 (20.05.2022): Höxter - Natingen

Der Tag begann mit einer Dusche und ging nahtlos ins Packen der Sachen über. Noch brauchte ich etwas Zeit, aber es ging schon schneller voran als am ersten Tag. Noch ein gutes Frühstück vor dem Abmarsch.

Der Start sollte die Abtei am Kloster Corvay sein. Dies erwies sich schwieriger als gedacht.

Alle Wander-, Rad und auch der Pilgerweg waren durch Baustellen für die Landesgartenschau 2023 völlig abgerissen und unpassierbar.

Nach zweistündigem Umherirren und auf Nachfragen erhielt ich die Auskunft, dass es nur über die Stadt weitergeht, aber der Pilgerweg nicht erreichbar wäre, da die andere Weserseite genutzt werden muss. Soviel zu einer guten Routenplanung. Nach 5 Tagen passt alles nicht mehr. Ich musste einen Umweg von 25 km und einen ganz anderen Weg nach GPS laufen.

Der Weg zog sich km für km über Feldwege, Waldwege und keine Ortschaft in der Nähe um einen Einkauf zu tätigen. Ich benötigte dringend Wasser, da es sehr warm war und ich es schon rationiert hatte.Ich lief in Natingen ein und auch hier keine Möglichkeit eines Einkaufes. Am Ende des Dorfes waren Bauarbeiter an einem Haus beschäftigt und ich bat um Wasser. Es war für die Männer eine Selbstverständlichkeit mir mit Wasser auszuhelfen, da es sehr warm war. Wir kamen ins Gespräch und ich erntete für meinen Weg mit dem nicht unerheblichen Gepäck etwas Hohn, aber auch Bewunderung.

Offizieller Pilgerweg bei Schloss Corvay, durch Baustelle im Hintergrund musste ich zurück zu meinem Ausgangspunkt und auf die andere Weserseite. Bei der Weserbrücke in die Stadt Höxter hinein, beginnt mein Umweg.

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Ich zog weiter und nach ca. 6 - 7 km erreichte ich einen Waldrand, den ich geeignet hielt für mein Nachtlager. Es ging ein heftiges Unwetter mit Starkregen und heftigen Wind nieder. Dieses überstand das Zelt als auch ich schadlos.

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Tag 6 (21.05.2022): Natingen - Warburg

05:30 Uhr wachte ich auf, sah nach oben und das Zelt war kaum noch feucht. Ich bereitete meinen Abmarsch vor. Heute musste eine Katzenwäsche reichen um Wasser zu sparen. Ich lief durch viele kleine Orte wie Deppenhöfen, Hohenwepel und Schweringhausen. Seit Höxter bin ich nicht mehr auf dem originalen Jakobsweg und somit laufe ich nur mit GPS.

In Schweringhausen entschloss ich mich nach Peckelsheim zu pilgern und mich in dem dortigen Supermarkt mit frischem Wasser und etwas Lebensmittel auszustatten. In Peckelsheim angekommen, las ich dann auf einem Wegweiser für Fahrzeuge „Warburg 15 km“. Das bedeutete ich könnte in 3,5 Stunden in Warburg sein und dort den Jakobsweg wieder aufnehmen. Mit frischem Wasser und etwas zu essen, machte ich mich auf dem Weg nach Warburg.

Ich folgte einem Radweg nach Warburg und meine Berechnungen unterbot ich sogar noch. Ich legte sogar noch eine Pause in einer kleinen Dorfkirche für die Stille und einem Gebet für Andrea ein. Ich bat um Beistand für meinen Weg. Dann suchte ich mir mit meinem Pilgerführer eine Übernachtungsmöglichkeit. Leider gab es nur noch ein kleines Hotel, was entgegen meiner Pilgerüberzeugung war. Es war für mich zeitlich, aber auch kräftemäßig nicht mehr möglich, aus Warburg heraus zu pilgern.

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Tag 7 (22.05.2022): Marburg Ruhetag

Der Morgen begann „pilgeruntypisch“ in einem weichen Bett und mit Bad. Ich begab mich zum Frühstück und bemerkte, dass ich ganz allein, aber die anderen Tische eingedeckt waren. Im Radio hörte ich eine Andacht und hörte zu. Ich frühstückte und beschloss in die Stadt zu gehen.

Hier besuchte ich die Elisabethkirche, da ich nun den gleichnamigen Pilgerweg, der auch der Jakobsweg ist, folgen werde. Sowohl die Übernachtungspreise, als auch die Wegbeschilderungen sind alles andere als Pilgerfreundlich auf diesem Teil des Weges. Ich hörte die Glocken der Elisabethkirche und schaffte es zum Gottesdienst. In der Messe wurden die Gleichnisse aus dem Lukasevangelium gelesen.

Als das Gleichnis „…bittet so wird euch gegeben…“ gelesen wurde, fielen mir sofort die Bauarbeiter vom Vortag ein, die mir auf meiner Bitte Wasser gaben. „Sollte ich diesen Weg doch nicht allein gehen?“ Sicher nicht, denn Andrea begleitet mich sowohl gedanklich als auch als Foto. Nach der Messe bat ich um einen Stempel für meinen Pilgerausweis.

Ich setzte mich in ein kleines  Cafe auf den Bahnhofsvorplatz und genoss das herrliche Frühlingswetter, dass schon fast dem Frühsommer glich. Ab hier würde ich bald auf die Lahn treffen und den „Lahn-Camino“ folgen bis diese in den Rhein mündet.

 

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Es geht es weiter ... - 8. bis 14. Tag bis Dietz an der Lahn

Bericht u. Bilder: Volkmar Stiboy
NANAnet Misburg-Anderten
Gestaltung & Layout: KNL 14.05.2024