50 Jahre Bürgerhaus Misburg
Gisbert Selke
Die kulturelle Entwicklung Misburgs lässt sich gut erkennen an der Baugeschichte der
kommunalen Einrichtungen und Gebäude in Stadtteil und Stadtbezirk.
Aufgrund der rasanten Entwicklung der Zementindustrie und dem damit verbundenen
Zuzug von Arbeitskräften und später auch deren Familienangehörigen entstand eine Reihe
von Gaststätten mit angegliederten Tanz- und Versammlungssälen, in denen an den
Wochenenden gefeiert und getanzt wurde.
Kulturelles Leben beschränkte sich weitgehend auf persönliche Begegnungen und ein
überschaubares Vereinsleben, das sich ebenfalls in den Sälen und Clubräumen abspielte.
Dazu gehörten Gesangvereine, Sportgemeinschaften, Schützen und auch kirchliche
Standesvereine.
Erst zwischen den Weltkriegen entstanden kommunalpolitisch initiierte bzw. geförderte
Einrichtungen wie Sportplätze und unter anderem das Jugendheim an der Bahnhofstraße
(heute Anderter Straße).
Gemeindevorsteher Gustav Bratke galt als besonderer Initiator sozial-kultureller Angebote,
um insbesondere der Kinder- und Jugendarbeit neue Entfaltungsmöglichkeiten zu geben.
Während der NAZI-Zeit tagten im Jugendheim einzig die gleichgeschalteten Gruppen der
braunen Machthaber.
Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs und dem Neubau der Misburger Schulen
konnte das Jugendheim endlich zweckentsprechend genutzt werden. In dem relativ kleinen
Mehrzwecksaal, der auch als Turnhalle genutzt wurde, fanden neben Sinfoniekonzerten
und Theateraufführungen auch die beliebten und unvergessenen Abende für junge
Menschen mit Livemusik statt.
Das Raumangebot im Jugendheim wurde angesichts des starken Bevölkerungswachstum
schnell zu klein, so dass die Stadt Misburg in den sechziger Jahren ein umfassendes
kulturelles Angebot mit Sportplätzen und Schwimmbad plante. Herzstück wurde das 1971
fertiggestellte Bürgerhaus mit großem Saal, Gruppenräumen, Kegelbahn und
Gastronomie. Im Nebengebäude wurde eine Arztstation für Schuluntersuchungen,
Impfungen, Mütterberatung und allgemeine medizinische Betreuung eingerichtet.
Seit 1971 hat sich die kulturelle Szene verändert bzw. weiterentwickelt.
Dieser Entwicklung muss nach nun 50 Jahren auch das Bürgerhaus angepasst werden,
damit es den aktuellen und zukünftigen Bedürfnissen des kulturellen Lebens entsprechen
kann.
Neben dem benachbarten Schulzentrum und den Sport- und Schwimmstätten böte das
Gebäude dann erneut zeitgemäße Räume zur Freizeitgestaltung für alle Generationen.
Das Bürgerhaus Misburg trägt sich nicht von selbst. Um erfolgreiche Kultur- und
Sozialarbeit leisten zu können, muss es in Personal- und Sachausstattung den übrigen
Freizeitheimen Hannovers gleichgestellt werden.
© NANAnet Misburg-Anderten