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150 Jahre Volkschor Anderten von 1864 e.V.
Gelungenes Jubiläumskonzert mit Freunden und für Freunde in der Aula der Anderter Schule
19.10.2014
Bericht und Bilder: Gisbert Selke
Ein Jubiläum ohne Gäste, eine Chorgemeinschaft ohne
Zuhörer? Nicht auszudenken!
Der Volkschor Anderten konnte sich anlässlich des 150-
jährigen Bestehens der Singgemeinschaft über beides
freuen: In ihrer Begrüßungsrede freute sich Anna Luise
Helmke, 1. Vorsitzende des Chores, über die zahlreich
erschienenen Freunde der Chormusik, die in der Aula
der Anderter Schule ein buntes und spritziges
Jubiläumskonzert erlebten, das keine Wünsche offen
ließ.
Unter der Leitung seines Chorleiters Harald Seipolt
sang der Volkschor Anderten einen bunten Querschnitt
traditioneller und moderner Chorwerke. Als singende
Gäste brachten sich die Mitglieder des Gesangvereins
Harmonia Misburg von 1864 e.V. unter der Leitung von
Nadiya Kalchenko mit einem musikalischen Strauß von
Chorsätzen in das Jubiläumsprogramm ein. Froh
gestimmt gestalteten Gastgeberchor und Gäste einen
Teil des musikalischen Programms gemeinsam. Am
Klavier begleitet wurden die Chöre von Ingo Laufs.
Schauspieler Rainer Künnecke führte mit launigen Worten durch 150 Jahre wechselvolle
Chorgeschichte. Im ersten Programmteil lenkte er die Blicke insbesondere auf die ersten Jahrzehnte
des Chorchronik. Im zweiten Teil berichtete er humorig über die jüngere Chorgeschichte und erntete
dafür viel Beifall.
Im Volkschor Anderten lebt die Tradition des 1864 gegründeten Männergesangvereins „Germania“
und des 1919 gegründeten „Arbeitergesangvereins“ fort. Nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs
vereinigten sich 1945 beide Chöre zum Volkschor Anderten. 1956 wurde der Männerchor zu einem
gemischten Chor erweitert.
Bereits kurz nach Beginn des Konzerts sprang der musikalische Funke auf die Zuhörer über, die sich
über die breit gefächerte Auswahl traditioneller und neuerer Chorsätze freuen konnten - unter ihnen
auch Thomas Hermann, Erster Bürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, Klaus Dickneite,
Bezirksbürgermeister, Dirk Elmenthaler, Vorsitzender des Kreis-Chorverbandes Hannover und Jürgen
Quardt, Vorsitzender der AMK. Im Programm fehlten weder Felix Mendelssohn-Bartholdys „Abschied
vom Walde“ noch das temperamentvoll vorgetragene „Schuld war nur der Bossa-Nova“.
Nach dem gemeinsam vorgetragenen Schlussteil bekamen die Mitwirkenden einen lang anhaltenden,
herzlichen Applaus. Die Chöre bedankten sich bei Ihren Leitern, dem Chronisten, dem Pianisten und
den Helfern im Hintergrund mit bunten Blumensträußen und bei den dankbaren Zuhörern mit mehreren
Zugaben – ein rundherum gelungener Chornachmittag.
Als in Anderten 1864 die Chortradition begann, war die Welt keineswegs heil. Zwischen dem
Deutschen Bund und dem Königreich Dänemark Krieg herrschte Krieg um das Herzogtum Schleswig-
Holstein. Im Krieg von 1866 besiegte Preußen Österreich und das mit ihm verbündete Königreich
Hannover, das danach preußische Provinz wurde. Bereits 1870/71 folgten der deutsch-französische
Krieg und die Gründung des Zweiten Deutschen Reiches. Sowohl der Erste als auch der Zweite
Weltkrieg eskalierten zu den größten menschlichen Katastrophen des 20. Jahrhunderts und der
gesamten europäischen Geschichte. Auch viele Anderter Sänger wurden eingezogen, viele kehrten
nicht wieder zurück. Im Chorgesang fand man Trost, und gleichzeitig neue Energie, das
Nachkriegselend zu überwinden.
Im Gründungsjahr 1864 war Anderten lediglich ein verschlafenes Dorf des im Osten Hannovers
liegenden „Großen Freien“. 1873 wurde im Raume Misburg-Anderten mit der Produktion von
Portlandzement begonnen. Die Einwohnerzahl wuchs gewaltig. Immer fanden sich motivierte
Sängerinnen und Sänger, die die musikalischen Traditionen der Gründer bis in die Gegenwart
weiterpflegten. Aus der Freude am Singen entwickelten sich vielfach dauerhafte Freundschaften;
mancher fand sogar über die Chormusik die Partnerin oder den Partner fürs Leben.
Auch wenn die Sängerinnen und Sänger in ihren Zugaben „von der Jugend sangen, die nicht mehr
(wieder)kommt“ und sich musikalisch an die „(jugendliche) schöne Maid“ erinnerten, so wie es die
Chöre zum Abschluss beschwingt vortrugen, klang hier keine Trauer über die Vergänglichkeit der
Jugend mit. Beim Volkschor Anderten wird nicht nur mit Freude gesungen, sondern gern auch die
Geselligkeit gepflegt. Heißt es doch: Dort, wo man singt, da lass' dich ruhig nieder, nur böse
Menschen kennen keine Lieder!
Erwartungsvolle Zuhörerschaft in der Aula der Anderter
Schule
Thomas Hermanns, Klaus Dickneite und Jürgen Quardt
im Gespräch
Begrüßung durch die 1. Vorsitzende des Chores
Anna Luise Helmke
Thomas Hermann, 1. Bürgermeister überbringt die
Glückwünsche der Landeshauptstadt Hannover
Der Volkschor singt in historischen Kostümen
Gastchor Harmonia aus Misburg
Chronist Rainer Künnecke
Gemeinsamer Gesang beider Chöre
Der Volkschor im Jubiläumsjahr (Quelle: Festschrift zum 150-jährigen Bestehen)