Anderter Verkehrswege
- Straßen und Ortsbezeichnungen -
Entstehung und Namensgebung
zusammengetragen von Lorenz Kurz
Petersilienstraße

Die Straße "Petersilienstraße" in Anderten

Heute ist es selbstverständlich, dass jede Straße einen Namen hat. Früher war das nicht der Fall, es wurden die Häuser eines Dorfes – meistens von Süd nach Nord – durchnumeriert.
Im Haus Nr. 63 (heute Eckhaus Eisteichweg 2/Petersilienstraße) wohnte eine Frau Bauermeister. Frau Bauermeister baute Gemüse an, handelte damit und verkaufte es nach Hannover. Auf ausgedehnten Beeten, die das Haus bis zum Rischweg umgaben, baute sie ihre Produkte an. Spezialisiert hatte sie sich aber auf den Anbau früher Petersilie, die sich mit sehr gutem Gewinn - als kleine Sträußchen gebündelt - verkaufen ließ, da ja noch keine Konkurrenz-Produkte auf dem Markt waren.

Diese Gegebenheit hätte also schon damals ausgereicht, den kopfsteingepflasterten Weg vor ihrem Haus „Petersilienstraße“ nennen zu können.

Den Anstoß zur späteren Straßenbezeichnung gab aber folgender Anlass:
Der Verwalter Buchholz war auf dem Kreis’schen Hofe in Misburg tätig. Er war nicht mehr jung und wollte heiraten. Der Schneider Bischoff wohnte im Haus Nr. 83 (heute Petersilienstraße 2) und hatte zwei Töchter.
Lenchen Bischoff war die Auserwählte, aber sie erwiderte seine Liebe nicht. Um Lenchens Gunst zu erlangen, gab sich Buchholz jede erdenkliche Mühe. Auf dem Kreis’schen Hofe befand sich auch ein Gärtnereibetrieb. Nun kam der Freier Buchholz auf den Gedanken, seiner Auserkorenen mit einem praktischen Geschenk umzustimmen, nämlich mit einer Kiste voll mit frisch gepflückter Petersilie.
Als er von der Westseite (vom Eisteichweg) aus in die Straße einbog, sah er links und rechts nur Petersilienfelder und merkte nun, dass sein Geschenk hier nichts Außergewöhnliches war. Das umworbene Mädchen hat den Verwalter nicht geheiratet, es nahm sich einen Mann namens Knappwost aus Bemerode.

Bereits Ende der 1860er Jahre wurde die Straße von den  Anderter Einwohnern  „Petersilienstraße“ genannt.
Eine zweite Version zum Straßennamen „Petersilienstraße“ wurde von Marie Neddermeyer und Alma Rose überliefert:

Es sollten etliche Anderter Jungfern gewesen sein, die auf den trockengelegten Areal der „Breiten Wiese“ vor dem Dorf nahe der Petersilienstraße Petersilie anbauten, ernteten und dann zu kleinen Bündeln auf den hannoverschen Märkten verkauften.

Da hier ausschließlich Petersilie angebaut wurde, nannte man dann die Straße später offiziell „Petersilienstraße“.

Die Brinksitzerstelle 63 in der Petersilienstraße, heute Eisteichweg 2.
Hier wohnte Frau Pfeffer, die auf dem Foto vor ihrem Haus zu erkennen ist.

Blick in die Petersilienstraße vom Eisteichweg aus

Die Brinksitzerstelle 64 von Evermann/Gorny, heute Petersilienstraße 3. Abgebildet der Verkaufsraum der Schlachterei Evermann, späterer Pächter war Gustav Wilke.

Die Häuslingsstelle 65 von Scharnhorst, Fischer, heute Petersilienstraße 5 + 7.
Am rechten Bildrand die Anbauerstelle 66 von Lüders, Scharnhorst, Fischer,
heute Petersilienstraße 9

Anbauerstelle 66 Fischer Behrend