Anderten 1890

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Anderter Verkehrswege
- Straßen und Ortsbezeichnungen -
Entstehung und Namensgebung

zusammengetragen von Lorenz Kurz

    An der Schafbahn
Schafwäsche - Köttelbrink

Die Straße "An der Schafsbahn" in Anderten
Wenigstens einmal im Jahr kamen sämtliche Schafherden von Anderten in die Schafbahn zur Schafwäsche.

Nördlich des Vollmeierhofes 13 – Wackenroder/Prüße/Brandes – befand sich bei den „Gänsegärten“ ein geeigneter Teich, der vom Graben (genannt "Beck"oder auch „Der alte Bach“) des abfließenden Wassers des Dorfteiches „Am Bache“ gespeist wurde.

Die große Schafwäsche war alljährlich in der Zeit um Johanni (24. Juni). Dazu wurde das Wasser des Teiches mit Hilfe von einigen Strohbunden gestaut und zusätzlich mit einer großen Tür versperrt. Die Schafe trieb man in das Wasser, störrische Tiere warf man hinein. Das dichte Wollkleid sog sich bald voll, und Schmutz und Schweiß lösten sich langsam. Nun begann das eigentliche Waschen, das meistens von fünf Männern in langen Stiefeln ausgeführt wurde. In gewissen Zeitabständen wechselten sich die Männer bei der anstrengenden Waschprozedur ab. Die Tiere kamen nacheinander in die Hände aller Männer, die die Wolle ununterbrochen kräftig durch Reiben, Kneten und Ausdrücken bearbeiteten. Die „Dreckhammel“ waren nun keineswegs lammfromm und ließen sich auch nicht so ohne weiteres an ihr Fell herankommen. Oft versuchten sie zu bocken und entwickelten dabei starke Kräfte des Widerstandes, nur selten waren sie „geduldig wie ein Schaf“. Manche Schafe mussten sogar mit Hilfe eines langen und starken Rickes, das am durchbohrten Ende einen Querstock hatte, untergetaucht werden. Der immer anwesende Schäfer überzeugte sich, ob auch der Wolle kein Schmutz mehr anhaftete. Nach der Waschprozedur waren die Männer durchnässt und die Schafe erschöpft. Meist legten sich die Tiere trotz der durchnässten Felle ins Gras, um auszuruhen.

Für die Dorfjugend war die große Schafwäsche immer ein besonderes Ereignis und ein Freudentag, denn die Mithelfer durften nach getaner Arbeit mit den Männern Eierbier trinken, ein Wittjebier (Weißbier) mit geschlagenen Eiern. Dazu gab es gut belegte Butterstullen und natürlich Schnaps, musste man doch Erkältungen vorbeugen; denn das Teichwasser war trotz des Sommers empfindlich kühl.

Nicht weit von diesem Schafteich, im Bereich der Kreuzung des Eisteichwegs und der Straße „Am Tiergarten“ (früher Dorfstraße, dann Wiesenstraße und danach Tiergartenstraße genannt) wohnte im Haus Nr. 88 der Schäfer Ferdinand Weber, genannt „Schaper-Fernand“.

In diesem Bereich pferchte Schaper-Fernand nachts seine Schafherde ein, bevor er am nächsten Morgen mit der Herde weiterzog.

Da dieser Ort dann mit den Hinterlassenschaften der Schafe bedeckt war, nannte man ihn damals, und Einheimische auch heute noch, „Köttelbrink“.

Lange blieben die Schafsköttel aber nicht liegen, denn sie waren wertvoller Dünger für die Gartenbesitzer. Diese Hinterlassenschaft war so begehrt, dass die Reihenfolge der Interessenten in einer Gemeindeversammlung geregelt werden musste.

1 = Der Waschborn, 2 = Der Dorfteich, 3 = Der Beck oder auch Alter Bach genannt,
4 = aufgestaute Wasserfläche zur Schafwäsche
Der Waschborn (1) . Das Wasser einer stark sprudelnden Quelle füllte 2 große steinerne Tröge, in denen die Anderter früher ihre Wäsche wuschen. Das ablaufende Wasser floss dann unterirdisch in den Dorfteich (2), der in früheren Jahrhunderten als Löschteich diente. Wenn die Bauern mit ihren Gespannen von den Feldern zurück kamen, fuhren sie erst durch den Dorfteich um Pferd und Wagenräder von dem anhänglichen Mergelboden zu reinigen. Das abfließende Wasser wurde unter der Lindenstraße auf der Kötnerhofstelle 14 in einen Bach (3) geleitet, zuerst "Beck" genannt, später dann "Der alte Bach".
Um die Barnstorfer  dieser Hofstelle von den vielen in Anderten ansässigen Barntorfern zu unterscheiden, nannte man sie "Beck-Barnstorf". Die mündliche Überlieferung berichtet über den Schmied Hans Barnstorf, dass er um 1700 das ablaufende Wasser des Dorfteiches nutze um mit Hilfe einer kleinen Wassermühle einen mechanischen Hammer bewegte.
Bevor das Wasser in die Breite Wiese geleitet wurde, nutzte man es auch zur Schafwäsche.

Das Haus von Stellmacher ("Flitzen" genannt) Konerdingin der Schafbahn

Haus Nr. 88  Schäfer Ferdinand Weber, genannt „Schaper-Fernand

1970 anstatt Schafe nun Kühe an der Kreuzung An der Schafbahn, Am Tiergarten, Eisteichweg, genannt damals und heute noch, „Köttelbrink“.

17.02.2022
Lorenz Kurz
Petersilienstraße 6, 30559 Hannover
Lorenz.Kurz@gmx.de
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